Néo-Mercazole®
Advanz Pharma Specialty Medicine Switzerland GmbH
Zusammensetzung

Wirkstoffe

Carbimazolum

Hilfsstoffe

Laktose 93.5 mg, Kartoffelstärke, Magnesiumstearat, wasserhaltiges Stärkehydrolysat, hochdisperses Siliciumdioxid.

Darreichungsform und Wirkstoffmenge pro Einheit

Tabletten zu 5 mg Carbimazol.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Behandlung der Hyperthyreose:

– Basedow-Krankheit, vor allem in Fällen, in denen Radiojod und Thyreoidektomie kontraindiziert sind;

– präoperative Vorbereitung zur Thyreoidektomie;

– präoperative Behandlung eines toxischen Knotens oder einer mehrknotigen toxischen Struma;

– Rezidive der Basedow-Krankheit nach subtotaler Thyreoidektomie;

– Adjuvans oder Vorbehandlung zur Radiojodtherapie.

Dosierung/Anwendung

Néo-Mercazole sollte erst nach laborseitiger Bestätigung der Hyperthyreose verabreicht werden.

Initialdosis (15–30 Tage)

20–60 mg, je nach Ausmass der Hyperthyreose pro Tag, auf zwei bis drei Gaben verteilt.

Die Dosis wird bis zum Erreichen einer Euthyreose titriert, um das Risiko einer Überdosierung mit nachfolgender Hypothyreose zu reduzieren.

Erhaltungstherapie

Anfangsdosis allmählich und um jeweils 5-15 mg/Tag alle 10 Tage herabsetzen, bis zur Erreichung einer Tagesdosis von 5–20 mg/Tag.

Die Erhaltungsdosis wird aufgrund von klinischen Kriterien und Laborparametern festgelegt. So sollten die Plasmaspiegel von totalem (bzw. freiem) T4, von T3 und TSH im Normbereich liegen. Bei ungenügender Dosierung können die Anzeichen einer Hyperthyreose erneut auftreten oder sich verschlimmern; bei zu hoher Dosierung kommt es infolge Erhöhung des Thyreotropins (TSH) und Zunahme des Strumavolumens zu einer Hypothyreose.

Die Behandlung dauert im Allgemeinen 6 bis 18 Monate.

Falls es nach Absetzen der Therapie zu einem Rezidiv kommt, kann zur Behandlung der Hyperthyreose erneut Carbimazol verwendet werden, doch ist es angezeigt, andere Therapien (insbesondere eine operative Behandlung) in Erwägung zu ziehen.

Spezielle Dosierungsanweisungen

Kinder und Jugendliche

Jugendliche ab 12 Jahren

Die Initialdosis beträgt im Allgemeinen 0,7- 0,8 mg Carbimazol pro kg Körpergewicht und Tag, aufgeteilt in 2-3 Einzeldosen. Eine Maximaldosis von 60mg/Tag darf nicht überschritten werden. Zur Erhaltungstherapie kann die Tagesdosis je nach Ansprechen des Patienten (analog zum oben beschriebenen Vorgehen bei Erwachsenen) reduziert werden.

Kinder < 12 Jahre

Für Kinder <12 Jahre, insbesondere für Kleinkinder und Säuglinge, liegen nur äusserst limitierte Daten und keine systematischen Studien vor. Die nachfolgenden Dosierungsempfehlungen stützen sich überwiegend auf publizierte Erfahrungen in der Therapie einer Hyperthyreose in dieser Altersgruppe. Eine Behandlung mit Néo-Mercazole sollte bei Kindern, insbesondere bei solchen <3 Jahren, von einem Facharzt mit entsprechender Erfahrung in der Behandlung der Erkrankung in dieser Altersgruppe eingeleitet und überwacht werden. Die Anwendung sollte unter sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen.

Die Initialsdosis beträgt im Allgemeinen 0.7-0.8mg Carbimazol pro kg Körpergewicht und Tag, nach Möglichkeit aufgeteilt in 2-3 Einzeldosen. Eine Maximaldosis von 30 mg sollte bei Kindern nicht überschritten werden. Zur Erhaltungstherapie wird die Tagesdosis je nach Ansprechen des Patienten reduziert.

Ältere Patienten

Eine Dosisanpassung ist nicht erforderlich. Siehe aber „Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen“.

Patienten mit Leberfunktionsstörungen

Zur Pharmakokinetik von Carbimazol bei eingeschränkter Leberfunktion liegen nur limitierte Daten vor. Aufgrund einer Verlängerung der Halbwertszeit sollte Carbimazol bei Patienten mit leichter bis mässiger Leberinsuffizienz (Child Pugh A und B) nur mit Vorsicht angewendet werden. Bei schwerer Leberinsuffizienz (Child Pugh C) ist Néo-Mercazole kontraindiziert.

Patienten mit Nierenfunktionsstörungen

Zur Pharmakokinetik von Carbimazol bei eingeschränkter Nierenfunktion liegen nur limitierte Daten vor. Da mit einer Verlängerung der Halbwertszeit zu rechnen ist, sollten Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion nur unter besonderer Vorsicht und regelmässiger Überwachung der Schilddrüsenparameter behandelt werden.

Kontraindikationen

Bekannte Überempfindlichkeit gegen Carbimazol oder einen der Hilfsstoffe gemäss Zusammensetzung.

TSH-abhängiges Schilddrüsenkarzinom.

Zeichen einer Tracheakompression vorliegen

Einfache Struma

Schwere hämatologische Erkrankungen, insbesondere Granulozytopenie.

Schwere Leberinsuffizienz.

Patienten mit Vorgeschichte einer akuten Pankreatitis nach der Anwendung von Carbimazol oder seinem aktiven Metaboliten Thiamazol.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Néo-Mercazole sollte erst nach laborseitiger Bestätigung der Hyperthyreose verabreicht werden.

Die durch Jod induzierten Hyperthyreosen stellen keine Indikation für Néo-Mercazole dar.

Eine serielle Überwachung der Schilddrüsenfunktion ist zu empfehlen, wobei die Dosierung zur Aufrechterhaltung der Euthyreose entsprechend anzupassen ist.

Patienten, welche die Anweisungen nicht befolgen oder nicht regelmässig kontrolliert werden können, sollten nicht mit Néo-Mercazole behandelt werden.

Hämatotoxizität

Eine Behandlung mit Néo-Mercazole ist mit dem Risiko einer Hemmung der Hämatopoese (Leukopenie, Granulozytopenie, Agranulozytose, aplastische Anämie, Thrombozytopenie) verbunden. Eine Agranulozytose oder eine aplastische Anämie (Panzytopenie) kann sich innerhalb von wenigen Stunden bis wenigen Tagen entwickeln, über Fälle mit letalem Ausgang wurde berichtet.

Daher muss, insbesondere bei Dosen von mehr als 40 mg/Tag und bei Patienten über 40 Jahren und innerhalb der ersten 2 Behandlungsmonate, das Blutbild vor der Therapie sowie einmal wöchentlich während der ersten sechs Behandlungswochen überprüft werden. Das Auftreten einer Agranulozytose oder einer aplastischen Anämie erfordert einen sofortigen Abbruch der Behandlung und gegebenenfalls die Einleitung einer geeigneten Therapie.

Da eine frühzeitige Behandlung der Agranulozytose für die Prognose entscheidend ist, müssen alle Patienten ausdrücklich darauf hingewiesen werden, bei Auftreten von Fieber, Unwohlsein, Hämatomen, Blutungen, Aphthen / Stomatitis, Halsschmerzen oder anderen Infektionszeichen (z.B. Furunkulose) das Arzneimittel abzusetzen und sofort einen Arzt, bzw. eine Ärztin zu konsultieren. In solchen Fällen, insbesondere, wenn klinische Zeichen einer Infektion bestehen, ist das Blutbild zu kontrollieren. Bei frühzeitigem Absetzen des Arzneimittels ist die Entwicklung einer Knochenmarkdepression reversibel.

Bei verwirrten Patienten oder Patienten mit Gedächtnisstörungen ist regelmässig ein grosses Blutbild durchzuführen.

Bei älteren Patienten kann das Risiko, an den Folgen hämatologischer Veränderungen zu versterben, erhöht sein. Daher ist in dieser Altersgruppe eine besonders strenge Beachtung der Kontraindikationen und Warnhinweise geboten.

In seltenen Fälle wurde auch über eine hämolytische Anämie berichtet.

Hepatotoxizität

Eine Behandlung mit Néo-Mercazole ist mit dem Risiko einer Leberschädigung verbunden. Bei Auftreten jeglicher Zeichen einer Leberfunktionsstörung (Oberbauchschmerzen, Anorexie, generalisierter Pruritus) muss das Arzneimittel abgesetzt und ein Leberfunktionstest durchgeführt werden. Patienten, die mit Néo-Mercazole behandelt werden, müssen darüber informiert werden, dass sie beim Auftreten entsprechender Symptome so rasch wie möglich den Arzt/die Ärztin informieren müssen. Frühzeitiges Absetzen des Arzneimittels erhöht die Chance einer vollständigen Erholung.

Carbimazol-tabletten sind bei Patienten mit leichter bis mittelschwerer Leberinsuffizienz mit Vorsicht anzuwenden. Wird eine abnorme Leberfunktion festgestellt, ist die Behandlung abzusetzen. Durch die Leberfunktionsstörung kann sich die Halbwertszeit verlängern.

Immunologische Effekte

Bei Patienten unter thyreostatischer Therapie wurde über das Auftreten ANCA-positiver Vaskulitiden berichtet (ANCA = antineutrophile cytoplasmatische Antikörper). Derartige Fälle wurden überwiegend unter Propylthiouracil beschrieben, auch unter Carbimazol liegen jedoch entsprechende Meldungen vor. Die Manifestation dieser Vaskulitis erfolgte in unterschiedlichen Organen, insbesondere Haut (z.B. nekrotisierende Purpura), Gelenken, Nieren (bis hin zum akuten Nierenversagen) und Lunge, und kann mit Fieber einhergehen. Auch über Manifestationen an der Leber und in der Muskulatur (im Sinne einer Myositis) wurde berichtet.

Im Falle des Auftretens entsprechender Symptome sollte eine immunologische Abklärung erfolgen. Ggf. muss das Arzneimittel abgesetzt werden. Im Allgemeinen sind die Symptome nach Absetzen der Therapie reversibel. Es wurde aber auch über Fälle einer persistierenden dialysepflichtigen Niereninsuffizienz berichtet.

Weitere Vorsichtsmassnahmen

Schilddrüsenhormone können die Verfügbarkeit von Vitamin-K-abhängigen Gerinnungsfaktoren verändern und dadurch die Wirkung oraler Antikoagulantia reduzieren. Da initial hyperthyreote Patienten unter Behandlung mit Carbimazol euthyreot werden, ist die Blutgerinnung sorgfältig zu überwachen, insbesonders vor chirurgischen Eingriffen.

Carbimazol selbst kann in seltenen Fällen zu einer Hypothrombinämie führen, was das Risiko für hämorrhagische Ereignisse erhöhen kann. Daher sollte während der Behandlung und insbesondere vor jeglichen operativen Eingriffen die Thromboplastinzeit kontrolliert werden.

Vorsicht ist angezeigt bei Patienten mit intrathorakaler Struma, welche sich bei Behandlung mit Néo-Mercazole vergrössern kann. Tracheale Obstruktion kann wegen intrathorakaler Struma auftreten.

Nimmt das Strumavolumen zu, sollte die Dosis von Néo-Mercazole nicht erhöht werden, da eine solche Vergrösserung eher bei Überdosierung des Präparates auftritt.

Während der Verabreichung von Radiojod ist Carbimazol zur Vermeidung einer thyreotoxischen Krise vorübergehend abzusetzen.

Bei gleichzeitiger Gabe von Thyreostatika zusammen mit Theophyllin können die Serumkonzentrationen von Theophyllin erhöht sein, mit dem Risiko einer entsprechenden Toxizität. Die Theophyllindosis muss daher ggf. reduziert werden.

Es liegen Berichte nach der Markteinführung über akute Pankreatitis bei Patienten vor, die Carbimazol oder dessen aktiven Metaboliten Thiamazol erhalten hatten. Im Falle einer akuten Pankreatitis ist Carbimazol unverzüglich abzusetzen. Carbimazol darf nicht an Patienten mit einer anamnestisch bekannten akuten Pankreatitis in Folge der Behandlung mit Carbimazol oder seinem aktiven Metaboliten Thiamazol verabreicht werden. Eine erneute Exposition kann zu einem Wiederauftreten einer akuten Pankreatitis mit einer verkürzten Zeit bis zum Krankheitsbeginn führen.

Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung eine wirksame Methode der Kontrazeption anwenden. Die Anwendung von Carbimazol bei schwangeren Frauen darf nur nach einer strengen individuellen Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen. Wird Carbimazol während der Schwangerschaft angewendet, ist stets die niedrigste wirksame Dosis ohne zusätzliche Gabe von weiteren Thyroidhormonen zu verabreichen. Eine engmaschige Überwachung der Mutter sowie des Fötus bzw. Neugeborenen ist erforderlich.

Es besteht das Risiko einer Kreuzallergie zwischen Carbimazol, dem aktiven Metabolit Thiamazol und Propylthiouracil.

Patienten mit seltener, vererbter Galaktoseintoleranz, Lapp-Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Néo-Mercazole nicht anwenden, da Néo-Mercazole Lactose enthält.

Interaktionen

Pharmakokinetische Interaktionen

Gleichzeitige Verabreichung von Prednisolon und Carbimazol kann zu einer erhöhten Prednisolon-Clearance führen.

Pharmakodynamische Interaktionen

Besondere Vorsicht ist bei gleichzeitiger Verabreichung von Arzneimitteln geboten, die eine Agranulozytose verursachen können.

Da Carbimazol ein Vitamin-K-Antagonist ist, kann die Wirkung von Antikoagulantien verstärkt werden (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).

Eine Hyperthyreose kann zu einer erhöhten Clearance von Beta-Adrenozeptorenblockern mit hohem Extraktionsquotienten führen. Eine Verminderung der Betablockerdosis kann erforderlich werden, wenn ein hyperthyreoter Patient euthyreot wird.

Die Digitalisspiegel können erhöht sein, wenn hyperthyreote Patienten unter stabiler Digitalisglykosideinstellung euthyreot werden; die Dosierung der Digitalisglykoside ist gegebenenfalls zu reduzieren.

Jodmangel verstärkt, Jodüberschuss verringert das Ansprechen auf Néo-Mercazole.

Schwangerschaft, Stillzeit

Frauen im gebärfähigen Alter

Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung effektive Kontrazeptiva benützen.

Schwangerschaft

Néo-Mercazole sollte während der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der erwartete Nutzen die Risiken überwiegt. Tritt unter der Behandlung mit Néo-Mercazole eine Schwangerschaft ein oder wird eine solche vermutet, sollte umgehend der Arzt/die Ärztin konsultiert werden. Während des ersten Trimenons sollte auf die Anwendung von Néo-Mercazole möglichst vollständig verzichtet werden (siehe unten).

Eine unbehandelte Hyperthyreose während der Schwangerschaft kann zu schwerwiegenden Komplikationen (wie Frühgeburten oder Missbildungen) führen. Gegebenenfalls (d.h. falls nicht vor Eintritt der Schwangerschaft eine definitive Therapie der Hyperthyreose z.B. mittels Schilddrüsenresektion möglich ist) muss daher eine thyreostatische Therapie auch während der Schwangerschaft fortgeführt werden.

Thiamazol, der aktive Hauptmetabolit von Carbimazol, passiert die Plazentaschranke und erreicht im fetalen Blut vergleichbare Konzentrationen wie im mütterlichen Serum. Bei nicht angemessener Dosierung kann dies zu Struma und Hypothyreose (Kretinismus) beim ungeborenen Kind sowie zu einem erniedrigten Geburtsgewicht führen.

Basierend auf Erfahrungen aus epidemiologischen Studien und Spontanmeldungen besteht der Verdacht, dass die Anwendung von Carbimazol während der Schwangerschaft, insbesondere im ersten Trimenon und bei Gabe von hohen Dosen, kongenitale Fehlbildungen verursachen kann. Zu den gemeldeten Missbildungen zählen Aplasia cutis, kraniofaziale Missbildungen (z.B. Choanalatresie, faziale Dysmorphie), Omphalozele, Ösophagusatresie, Anomalien des Ductus omphaloentericus, Ventrikelseptumsdefekte, hypoplastische Brustwarzen sowie eine verzögerte geistige und motorische Entwicklung. Da die vorliegenden Daten einen Kausalzusammenhang mit den beobachteten Veränderungen nicht ausschliessen lassen, darf Néo-Merczole darf während der Schwangerschaft nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung und unter engmaschiger Kontrolle der Schilddrüsenfunktion angewendet werden. Dabei sollte stets die niedrigste wirksame Dosierung angewendet werden, welche zur Normalisierung der Stoffwechsellage bei der Mutter notwendig ist (d.h. das TSH sollte noch geringfügig supprimiert und T3 und T4 leichtgradig erhöht sein). Aufgrund seines geringeren Risikos für kongenitale Anomalien sollte die Therapie während des ersten Schwangerschaftstrimenons möglichst mit Propylthiouracil durchgeführt werden. Nach Abschluss der Organogenese sollte Propylthiouracil jedoch wegen seiner potentiellen Hepatotoxizität abgesetzt und durch Carbimazol ersetzt werden.

Wird Carbimazol während der Schwangerschaft angewendet, ist eine engmaschige Überwachung der Mutter sowie des Fötus bzw. Neugeborenen erforderlich.

Die Kombinationsbehandlung mit Carbimazol und Schilddrüsenhormonen ist während der Schwangerschaft (aufgrund der benötigten höheren Carbimazol-Dosis) kontraindiziert.

Bei Frauen im gebärfähigen Alter, welche keine wirksamen Kontrazeptionsmethoden anwenden, sollte eine Anwendung von Néo-Mercazole ebenfalls nur nach individueller Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen.

Falls eine Patientin während der Einnahme von Néo-Mercazole schwanger wird, muss sie auf die Gefahren für das ungeborene Kind aufmerksam gemacht werden.

Stillzeit

Carbimazol bzw. Thiamazol treten in die Muttermilch über. Allerdings sind unter den üblichen Erhaltungsdosen die beim Säugling resultierenden Plasmakonzentrationen sehr niedrig. Die bisherigen Daten deuten nicht auf eine relevante Beeinflussung der kindlichen Schilddrüsenfunktion oder auf eine Beeinträchtigung der körperlichen und intellektuellen Entwicklung der betroffenen Kinder hin. Da ein Risiko für den gestillten Säugling aber nicht vollständig ausgeschlossen werden kann, wird empfohlen, während der Anwendung von Néo-Mercazole (insbesondere bei Verabreichung höherer Dosen) auf das Stillen zu verzichten.

Entscheidet sich eine Patientin, dass sie trotz der Anwendung von Néo-Mercazole (weiter) stillen möchte, so muss sie über das potentielle Risiko für das Kind aufgeklärt werden. Falls die Patientin (weiter) stillt, sollte die Tagesdosis von Néo-Mercazole auf mehrere Einzeldosen aufgeteilt werden und die Einnahme jeweils unmittelbar nach dem Stillen erfolgen. Dabei darf die Tagesdosis 20 mg nicht überschreiten.

Die Schilddrüsenfunktion des gestillten Säuglings muss engmaschig überwacht werden.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Es wurden keine entsprechenden Studien durchgeführt.

Unerwünschte Wirkungen

Unerwünschte Wirkungen treten normalerweise in den ersten 8 Wochen der Behandlung auf. Die am häufigsten auftretenden unerwünschten Wirkungen sind Übelkeit, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen, milde Magenverstimmung, Hautausschlag und Pruritus. Diese Reaktionen sind üblicherweise selbstlimitierend und erfordern keinen Abbruch der Behandlung.

Nachfolgend sind die unerwünschten Wirkungen nach MedDRA-Organklassensystem und Häufigkeit angegeben, welche in den klinischen Studien und/oder während der Marktüberwachung unter Carbimazol beobachtet wurden. Die Häufigkeiten sind dabei wie folgt definiert: sehr häufig (≥ 1/10); häufig (≥ 1/100 bis < 1/10); gelegentlich (≥ 1/1000 bis < 1/100); selten (≥ 1/10000 bis < 1/1000); sehr selten (< 1/10000); unbekannt (basierend überwiegend auf Spontanmeldungen aus der Marktüberwachung, genaue Häufigkeit kann nicht abgeschätzt werden).

Infektionen und parasitäre Erkrankungen

Sehr selten: Furunkulose

Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Gelegentlich: Agranulozytose

Selten: Hypoprothrombinämie, Panzytopenie / aplastische Anämie

Sehr selten: hämolytischer Anämie, Thrombozytopenie (z. T. letal)

Unbekannt: Knochenmarksdepression, Leukopenie, febrile Knochenmarksaplasie, Lymphadenopathie

Erkrankungen des Immunsystems

Sehr selten: ANCA-positive Vaskulitis mit Manifestation z.B. an Haut (Purpura, Hautulzerationen), Gelenken (Arthralgien), Nieren (Glomerulonephritis) oder Lunge (Hämoptysen etc.) (siehe „Warnhinweise / Vorsichtsmassnahmen“)

Unbekannt: Überempfindlichkeitsreaktionen, Angioödem

Endokrine Erkrankungen

Unbekannt: Struma, bzw. Volumenzunahme einer vorbestehenden Struma, Hypothyreose, Hypoglykämie (bis hin zum hypoglykämischen Schock)

Erkrankungen des Nervensystems

Unbekannt: Kopfschmerzen, Schwindel, Neuritis, Polyneuropathie, Ageusie Enzephalopathie

Herzerkrankungen

Unbekannt: Angina pectoris

Gefässerkrankungen

Unbekannt: Hämatome, Blutungen

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Sehr selten: Husten, Dyspnoe, Hämoptysen, alveoläre Blutungen (siehe auch „Immunsystem“)

Unbekannt: Oropharyngeale Schmerzen

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Sehr selten: Stomatitis

Unbekannt: Ulzera der Mundschleimhaut, Übelkeit, Erbrechen, Oberbauchschmerzen, Sialadenitis, unspezifische Abdominalbeschwerden

Unbekannt: Akute Pankreatitis

Leber- und Gallenerkrankungen

Unbekannt: Leberfunktionsstörungen, Hepatitis, cholestatische Hepatitis, Leberzellnekrose und Gelbsucht, Ikterus, cholestatischer Ikterus

Ein Ikterus kann nach Absetzen der Therapie mehrere Wochen persistieren.

Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes

Sehr selten: Petechien, Purpura, Hautulzerationen (siehe auch „Immunsystem“)

Unbekannt: Hautpigmentierung, allergische Hautreaktionen, Erythem, Hautausschlag, Pruritus, Pigmentierungsstörungen, Exanthem, Urtikaria, Dermatitis, allergische Dermatitis, Alopezie, Stevens-Johnson-Syndrom, systemischer Lupus erythematodes

Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen

Sehr selten: Myopathie (auch im Zusammenhang mit einer Vaskulitis – siehe „Warnhinweise/Vorsichtsmassnahmen“)

Unbekannt: Arthralgien, Myalgien, Erhöhung der Kreatinin-Phosphokinase

Erkrankungen der Nieren und Harnwege

Sehr selten: Hämaturie

Unbekannt: Nierenfunktionsstörungen, Glomerulonephritis (siehe auch „Immunsystem“)

Allgemeine Erkrankungen

Unbekannt: Pyrexie, Unwohlsein, Müdigkeit

Kinder und Jugendliche

Häufigkeit, Art und Schwere der unerwünschten Wirkungen in dieser Altersgruppe scheinen jenen bei Erwachsenen vergleichbar.

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Eine Überdosierung ohne Hormonsubstitution verursacht eine Verstärkung der unerwünschten Wirkungen und geht insbesondere mit einem erhöhten Risiko für eine Agranulozytose einher. Darüber hinaus führt eine längerfristige Überdosierung zu einer Hypothyreose und einer Verstärkung der Struma.

Bei manifester Überdosierung muss die Behandlung abgebrochen und bei Bedarf eine symptomatische Behandlung eingeleitet werden.

Forcierte Diurese, Hämodialyse, Peritonealdialyse und Hämoperfusion haben sich in der Behandlung einer Überdosierung von Carbimazol nicht als wirksam erwiesen.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code

H03BB01

Wirkungsmechanismus

Carbimazol ist ein synthetisches Thyreostatikum. Es wird metabolisch in Thiamazol umgewandelt, das eine verlängerte thyreostatische Wirkung ausübt.

Indem Carbimazol die Wirkung der Schilddrüsenperoxidase hemmt, verhindert es die Oxidation der Jodide, deren Aufnahme durch die Tyrosylradikale des Thyreoglobulins sowie die Koppelung der Jodtyrosine zu Jodthyroninen (T3 und T4).

Neben diesen beiden, für alle synthetischen Thyreostatika typischen Wirkungen weist das Carbimazol noch eine besondere Eigenschaft auf: Es blockiert das Enzym Dehalogenase, das die Rückgewinnung von nicht ausgeschüttetem organischen Jod ermöglicht. Dadurch wird das intrathyreoidale Jod allmählich eliminiert, und es stellt sich eine Jodavidität in der Schilddrüse ein.

Pharmakodynamik

Nicht zutreffend

Klinische Wirksamkeit

Nicht zutreffend

Pharmakokinetik

Absorption

Oral verabreichtes Carbimazol wird rasch (innerhalb 15 bis 30 Minuten) und zu 90–100 % aus dem Gastrontestinaltrakt absorbiert und anschliessend im Blutkreislauf durch Hydrolyse und enzymatische Decarboxylierung rasch – und wahrscheinlich vollständig – in seinen aktiven Metaboliten Thiamazol umgewandelt. Die pharmakokinetischen Daten beziehen sich daher auf diesen Metaboliten.

Nach Verabreichung einer Dosis von 60 mg werden innerhalb von 1–2 Stunden maximale Plasmaspiegel von 0,2–1,0 µg/ml erreicht.

Distribution

Das Verteilungsvolumen beträgt ca. 0,5 l/kg und die Bindung an Plasmaproteine ca. 40 %.

Thiamazol wird nach der Verabreichung rasch in der Schilddrüse angereichert. Bei Verabreichung niedriger Dosen beträgt das Verhältnis von Schilddrüse zu Plasma etwa 100:1 und es verringert sich mit steigender Dosierung und zunehmender Sättigung des Transportsystems.

Thiamazol ist plazenta-gängig und tritt in die Muttermilch über.

Metabolismus

Im Blut ist nur sein aktiver Metabolit, Thiamazol nachweisbar. Er wird in der Leber und in der Schilddrüse oxidativ abgebaut.

Elimination

Die Plasmahalbwertszeit beträgt je nach Patient 4 bis 12 Stunden. Diese Schwankungen scheinen eher von individuellen Unterschieden als vom Schilddrüsenstatus herzurühren.

Die Verweilzeit von Thiamazol in der Schilddrüse beträgt ca. 20 Stunden, was der Dauer der Wirkung einer Einzeldosis entspricht. Die Ausscheidung erfolgt zu 75–80 %, mit dem Urin. Es werden etwa 7 % unverändertes Thiamazole ausgeschieden.

Der enterohepatische Kreislauf beträgt ca. 10 %.

Kinetik spezieller Patientengruppen

Leberfunktionsstörungen

Bei Leberfunktionsstörungen ist die Plasmahalbwertszeit verlängert (siehe „Kontraindikationen“).

Nierenfunktionsstörungen

Bei Nierenfunktionsstörungen ist die Plasmahalbwertszeit verlängert.

Kinder und Jugendliche

Die Pharmakokinetik von Carbimazol bei Kindern und Jugendlichen wurde nicht spezifisch untersucht.

Präklinische Daten

Es sind keine für die Anwendung von Néo-Mercazole relevanten präklinischen Daten bekannt.

Sonstige Hinweise

Haltbarkeit

Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit „EXP“ bezeichneten Datum verwendet werden.

Besondere Lagerungshinweise

Nicht über 25°C lagern.

In der Originalverpackung fest verschlossen aufbewahren, um den Inhalt vor Feuchtigkeit zu schützen.

Ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.

Zulassungsnummer

21037 (Swissmedic)

Packungen

NEO-MERCAZOLE tabl 5 mg ds 50 stk, EFP 3.43, PP 8.05 [B, SL, SB 10%]

7 680210 370280

Zulassungsinhaberin

Advanz Pharma Specialty Medicine Switzerland GmbH, Zürich

Stand der Information

August 2020

SAPP: Schwangere

ATC-Code: H03BB01
Wirkstoff: Carbimazol
Hauptindikation: Schilddrüsenerkrankungen

ApplikationsartTMD Trim 1TMD Trim 2TMD Trim 3Bemerkungen

peroral

keine Angaben

keine Angaben

keine Angaben

Dosierung anpassen

DHPC/HPC

Titel: DHPC – Néo-Mercazole (Carbimazol)
Datum: 17/04/2019
Text: 17.04.2019 Die Zulassungsinhaberin Recordati AG informiert: (1) Risiko einer akuten Pankreatitis Das Auftreten einer akuten Pankreatitis wurde nach einer Behandlung mit Carbimazol oder Thiamazol gemeldet. Die Behandlung mit Carbimazol oder Thiamazol soll sofort beendet werden, wenn eine akute Pankreatitis auftritt. Carbimazol oder Thiamazol darf bei Patienten mit einer anamnestisch bekannten akuten Pankreatitis in Folge der Behandlung mit Carbimazol oder Thiamazol nicht verabreicht werden, weil die erneute Anwendung zum Wiederauftreten einer akuten Pankreatitis mit einer verkürzten Zeit bis zum Krankheitsbeginn führen könnte. (2) Verstärkung der Empfehlung zur Kontrazeption Eine neue Bewertung aus epidemiologischen Studien und Fallberichten stärkt die Evidenz, dass Carbimazol oder Thiamazol im Verdacht stehen, angeborene Fehlbildungen zu verursachen, wenn sie während der Schwangerschaft und insbesondere im ersten Trimester der Schwangerschaft und in hoher Dosierung verabreicht wurden. Frauen im gebärfähigen Alter müssen wirksame Methoden der Kontrazeption während einer Behandlung mit Carbimazol oder Thiamazol anwenden. Ein Hyperthyreoidismus bei schwangeren Frauen sollte adäquat behandelt werden, um dem Auftreten schwerwiegender mütterlicher und fetaler Komplikationen vorzubeugen. Carbimazol oder Thiamazol dürfen während einer Schwangerschaft nur nach der Durchführung einer strengen individuellen Nutzen-Risiko-Bewertung und nur mit der niedrigsten wirksamen Dosis ohne zusätzliche Verabreichung von Schilddrüsenhormonen angewendet werden. Es wird ein engmaschiges Monitoring von Mutter, Fetus und Neugeborenem empfohlen, falls Carbimazol oder Thiamazol während der Schwangerschaft angewendet werden. Detaillierte Informationen dazu können dem PDF-Dokument entnommen werden.
Zulassungsnummer: 21037
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