Wirkstoff
Tolperisoni hydrochloridum.
Hilfsstoffe
Zitronensäure, Povidon, mikrokristalline Cellulose, gereinigtes Wasser, kolloidales, wasserfreies Siliciumdioxid, Crospovidon, Magnesiumstearat, Polyvinylalkohol, Macrogol, Talkum, Titandioxid (E 171).
1 Filmtablette Mydocalm mite enthält 50 mg Tolperisone-HCl.
1 Filmtablette Mydocalm enthält 150 mg Tolperisone-HCl.
Behandlung von Patienten mit Spastik im Zusammenhang mit zerebrospinalen Läsionen.
Übliche Dosierung
Bei Erwachsenen im Allgemeinen dreimal täglich eine Filmtablette Mydocalm zu 150 mg (d.h. eine Tagesdosis von 450 mg).
In hartnäckigen Fällen kann die Dosierung auf 4 Filmtablette zu 150 mg täglich angehoben werden (d.h. eine Tagesdosis von 600 mg).
Kinder und Jugendliche
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Tolperison bei Kindern wurde nicht nachgewiesen.
Obgleich klinische Erfahrungen mit dem Einsatz von Mydocalm bei Kindern vorliegen, insbesondere bei der Behandlung der infantilen Cerebralparese, gibt es keine systematischen klinischen Studien zur Dosisfindung bei Kindern. Kinder unter 15 Jahren sollten Mydocalm daher nur nach strenger Indikationsstellung verabreicht werden. In früher beschriebenen Fällen wurden Dosen von 5 bis 10 mg/kg/Tag, auf mehrere Einzeldosen verteilt, verabreicht. Die Anfangsdosis wurde auf 5 mg/kg/Tag festgelegt.
Ältere Patienten
Bei Anwendungen in der Geriatrie sind schwächere Dosierungen angezeigt.
Dasselbe gilt für Patienten mit bekannter Leber- oder Niereninsuffizienz.
Patienten mit Niereninsuffizienz
Es liegen nur begrenzte Erfahrungen bei Patienten mit Niereninsuffizienz vor. Bei der Anwendung in dieser Patientengruppe wurde eine höhere Zahl unerwünschter Ereignisse beobachtet. Bei Patienten mit mässig eingeschränkter Nierenfunktion wird deshalb eine individuelle Dosistitration unter engmaschiger Überwachung des Zustands des Patienten und der Nierenfunktion empfohlen. Die Anwendung von Tolperison bei Patienten mit starker Einschränkung der Nierenfunktion wird nicht empfohlen.
Patienten mit Leberinsuffizienz
Es liegen nur begrenzte Erfahrungen bei Patienten mit Leberinsuffizienz vor. Bei der Anwendung in dieser Patientengruppe wurde eine höhere Zahl unerwünschter Ereignisse beobachtet. Bei Patienten mit mässig eingeschränkter Leberfunktion wird deshalb eine individuelle Dosistitration unter engmaschiger Überwachung des Zustands des Patienten und der Leberfunktion empfohlen. Die Anwendung von Tolperison bei Patienten mit starker Einschränkung der Leberfunktion wird nicht empfohlen.
Art der Anwendung
Die Dosierung ist beizubehalten, bis die therapeutische Wirkung erreicht ist. Danach können die einzelnen Dosen in grösseren Abständen verabreicht werden (zum Beispiel Aufteilung der Tagesdosis auf zwei Tage).
Es wird empfohlen, das Arzneimittel direkt nach den Mahlzeiten mit einem Glas Wasser einzunehmen.
Eine unzureichende Nahrungsaufnahme kann die Bioverfügbarkeit von Tolperison mindern.
Myasthenia gravis.
Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Tolperison oder das chemisch verwandte Eperison oder einen der in Abschnitt Zusammensetzung genannten sonstigen Bestandteile.
Überempfindlichkeitsreaktionen
Die nach Markteinführung am häufigsten unter Behandlung mit Tolperison berichteten unerwünschten Arzneimittelreaktionen waren Überempfindlichkeitsreaktionen. Diese reichten von leichten Hautreaktionen bis hin zu schweren systemischen Reaktionen, einschliesslich anaphylaktischem Schock. Die Symptome einer solchen Reaktion können Erythem, Exanthem, Urtikaria, Pruritus, Angioödem, Tachykardie, Hypotonie oder Dyspnoe umfassen.
Bei Frauen und bei Patienten mit Überempfindlichkeit gegen andere Arzneimittel oder mit bekannten Allergien kann das Risiko für Überempfindlichkeitsreaktionen erhöht sein.
Bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Lidocain ist bei Anwendung von Tolperison aufgrund möglicher Kreuzreaktionen erhöhte Vorsicht geboten.
Patienten sind anzuweisen, auf mögliche Symptome einer Überempfindlichkeit zu achten und bei Auftreten solcher Symptome die Einnahme von Tolperison zu beenden und unverzüglich einen Arzt aufzusuchen.
Tolperison darf nach einer Überempfindlichkeitsreaktion auf diesen Wirkstoff nicht erneut angewendet werden.
Bei der Verschreibung muss der Arzt bzw. die Ärztin den Patienten über das Risiko von Sensibilisierungsreaktionen informieren (siehe «Unerwünschte Wirkungen»).
Unbehagen, begleitet von Dysästhesien oder einem Gefühl des Brennens an den Extremitäten, Hautausschlägen oder Atemnot, vor allem bei der ersten Einnahme im Laufe einer Behandlung (wenn der Patient das Präparat schon früher erhalten hat), stellen für den behandelnden Arzt Alarmzeichen dar. Die Behandlung ist dann sofort abzubrechen und auf die weitere Verabreichung des Mittels ist zu verzichten.
Studien zu pharmakokinetischen Wechselwirkungen mit dem CYP2D6-Substrat Dextromethorphan zeigten, dass die gleichzeitige Gabe von Tolperison die Blutspiegel von Arzneimitteln erhöhen kann, die hauptsächlich über CYP2D6 metabolisiert werden. Hierzu zählen Thioridazin, Tolterodin, Venlafaxin, Atomoxetin, Desipramin, Dextromethorphan, Metoprolol, Nebivolol, Perphenazin.
In-vitro-Studien mit humanen Lebermikrosomen und Hepatozyten weisen nicht auf eine signifikante Inhibition oder Induktion anderer CYP-Isoenzyme (CYP2B6, CYP2C8, CYP2C9, CYP2C19, CYP1A2, CYP3A4) hin.
Nach der gleichzeitigen Anwendung von CYP2D6-Substraten und/oder anderen Arzneimitteln ist aufgrund der vielfältigen Abbauwege von Tolperison nicht mit einer erhöhten Verfügbarkeit von Tolperison zu rechnen.
Die Bioverfügbarkeit von Tolperison ist verringert, wenn die Einnahme nicht in Verbindung mit einer Mahlzeit erfolgt. Es wird daher die regelmässige Einnahme in Verbindung mit einer Mahlzeit empfohlen (siehe auch Abschnitte «Dosierung/Anwendung» und «Pharmakokinetik»).
Obwohl Tolperison zentral wirksam ist, besitzt es ein nur geringes Sedierungspotenzial. Bei gleichzeitiger Anwendung anderer zentral wirksamer Muskelrelaxanzien ist eine Dosisreduktion von Tolperison in Erwägung zu ziehen.
Tolperison verstärkt die Wirkung von Nifluminsäure. Deshalb sollte bei gleichzeitiger Anwendung eine Dosisreduktion von Nifluminsäure oder anderen NSAR in Erwägung gezogen werden.
Auch wenn zu dieser Frage keine spezifischen Studien durchgeführt worden sind, sind bisher keine medikamentösen Interaktionen mit Benzodiazepinen, nichtsteroidalen Entzündungshemmern und Analgetika berichtet worden.
Reproduktionsstudien bei Tieren haben keine Risiken für die Föten gezeigt, aber man verfügt über keine kontrollierten Studien bei schwangeren Frauen.
Entsprechend den normalen therapeutischen Grundsätzen soll von der Verabreichung von Mydocalm/- mite im ersten Schwangerschaftstrimenon abgesehen werden.
Ebenso soll Mydocalm/- mite nicht an stillende Frauen angeordnet werden, da die Möglichkeit besteht, dass Tolperisone in die Muttermilch übergeht.
Eine klinische kontrollierte Studie an gesunden Probanden hat aufgezeigt, dass bei Tagesdosen von 150 mg oder von 450 mg, eingenommen an acht aufeinander folgenden Tagen, die Schläfrigkeit nicht ausgeprägter und die Reaktionszeiten nicht länger waren, als die mit Placebo, auch nicht nach Einnahme von Alkohol (was die Testempfindlichkeit erhöht).
Patienten, bei denen es unter Behandlung mit Tolperison zu Schwindel, Schläfrigkeit, Aufmerksamkeitsstörungen, Krampfanfällen, Verschwommensehen oder Muskelschwäche kommt, sollten ihren Arzt aufsuchen.
Die am häufigsten betroffenen Organsystemklassen sind Störungen des Haut- und Unterhautgewebes, allgemeine Störungen, neurologische Störungen und gastrointestinale Störungen.
Bei den Nebenwirkungen nach Markteinführung machen Überempfindlichkeitsreaktionen etwa 50-60% der gemeldeten Fälle aus. Bei der Mehrzahl der Fälle handelt es sich um nicht-schwerwiegende und selbstlimitierende Beschwerden. Lebensbedrohliche Überempfindlichkeitsreaktionen wurden nur sehr selten gemeldet.
Unerwünschte Wirkungen werden folgend nach Organklasse und Häufigkeit geordnet aufgeführt. Häufigkeiten werden folgendermassen definiert:
«sehr häufig» (≥1/10), «häufig» (≥1/100, <1/10), «gelegentlich» (≥1/1000, <1/100), «selten» (≥1/10'000, <1/1000), «sehr selten» (<1/10'000) (umfasst auch einzelne Fälle).
Während den therapeutischen Studien haben weniger als 5% der behandelten Patienten unerwünschte Wirkungen gemeldet. Gemeldet wurden:
Erkrankungen des Nervensystems
Gelegentlich: Schwindel, Gleichgewichtsverlust, Tremor und Parästhesien.
Selten: Kopfschmerzen.
Sehr selten: Verwirrtheit.
Herzerkrankungen
Gelegentlich: Herzklopfen
Gefaesserkrankungen
Gelegentlich: Blutdruckabfall.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Gelegentlich: Xerostomie, Magenschmerzen, Übelkeit, Durchfall, Erbrechen, abdominale Schmerzen und Blähungen.
Selten: Verstopfung und Pyrosis.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes
Gelegentlich: Schwitzen, Urtikaria und Erythem.
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Sehr selten: Dyspnoe.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Selten: Asthenie, Schläfrigkeit, Schmerzen und vermehrtes Schwitzen, angioneurotisches Ödem.
Sehr selten: Anaphylaktischer Schock.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.
Anzeichen und Symptome
Zu den Symptomen einer Überdosierung können Schläfrigkeit, gastrointestinale Symptome (wie Übelkeit, Erbrechen, epigastrische Schmerzen), Tachykardie, Hypertonie, Bradykinesie und Schwindel gehören. In schweren Fällen wurde über Krämpfe, Atemdepression, Apnoe und Koma berichtet.
Behandlung
Es gibt kein spezielles Antidot für Tolperison. Eine symptomatische Behandlung wird empfohlen.
ATC-Code
M03BX04
Wirkungsmechanismus
Mydocalm ist ein Muskelrelaxans, das den peripheren Muskeltonus durch seine Wirkung im Bereich der Formatio reticularis herabsetzt. Im Tierversuch kann diese Wirkung nur bei intaktem Tractus reticulospinalis nachgewiesen werden.
Auf Grund von pharmakologischen Untersuchungen am Tier sind folgende Eigenschaften nachgewiesen worden:
– Herabsetzung der experimentellen paraplegischen Hypertonie,
– Hemmung der polysynaptischen Leitung,
– Dämpfung der polysynaptischen Reflexe im Spinalbereich,
– periphere arterielle Vasodilatation im Gefolge der Relaxation der gestreiften Muskulatur.
Absorption
Die absolute Bioverfügbarkeit von Mydocalm beträgt ungefähr 17%, wahrscheinlich aufgrund eines ausgeprägten hepatischen First-pass-Effekts.
Nach oraler Verabreichung einer Dosis von 100 mg (als Dragée) erfolgt eine rasche Resorption. Die maximale Plasmakonzentration wird ½ bis 1 Stunde nach Einnahme erreicht.
Fettreiche Mahlzeiten steigern die Bioverfügbarkeit von oral angewendetem Tolperison um etwa 100% und die Spitzenkonzentration im Plasma um etwa 45% im Vergleich zur Nüchterneinnahme. Die Zeit bis zum Erreichen der Spitzenkonzentration verschiebt sich um etwa 30 Minuten.
Distribution
Das Verteilungsvolumen ist beträchtlich (5 l/kg).
Metabolismus
Beim Menschen sind im Urin 11 Metaboliten identifiziert worden. Der grösste Anteil wird innerhalb von zwei Stunden nach oraler Verabreichung von Mydocalm in Form von 3-Piperidin-2-methyl-1-(4'-carboxyphenyl)-1-propanon oder 3-Piperidin-2-methyl-1-(4'-carboxyphenyl)-1-propanol ausgeschieden.
Nach 8 Stunden sind im Urin 85% und nach 24 Stunden 98% der verabreichten Dosis nachweisbar, vorwiegend in metabolisierter Form (lediglich 0,1% in unverändeter Form). Im Organismus findet damit keine Akkumulation statt.
In vitro-Studien haben gezeigt, dass Tolperison vorzugsweise durch das Isoenzym CYP 2D6 des Cytochroms P450 metabolisiert wird, und in geringem Ausmass durch das CYP 2C19, 2B6 und 1A2. Das CYP 3A4 ist nicht beteiligt.
Elimination
Die Elimination erfolgt vorwiegend renal.
Die totale Plasma-Clearance beträgt 2300 ml/min.
Die Plasma-Elimination ist mit einem 2-Kompartiment-Modell vereinbar, wobei die Halbwertszeit der Plasma-Elimination ungefähr zwei Stunden beträgt (zwischen 1½ h und 2½ h).
Kinetik spezieller Patientengruppen
Es sind keine pharmakokinetischen Studien an Patienten mit Leber- oder Niereninsuffizienz durchgeführt worden. Der ausgeprägte hepatische First-pass-Effekt kann jedoch bei Leberinsuffizienz theoretisch eine Erhöhung der im Blut vorhandenen Wirkstoffmenge zur Folge haben. Da die Elimination vorwiegend renal erfolgt, könnte eine Niereninsuffizienz eine Akkumulation der Metaboliten nach sich ziehen.
Da ein genetischer Polymorphismus für das Cytochrom CYP2D6 existiert, kann bei den langsamen Metabolisierern mit (etwa 15% der Bevölkerung) einer Akkumulation der Muttersubstanz Tolperison und einer verminderten Bildung des hydroxylierten Metaboliten gerechnet werden.
Standardversuche zur akuten und chronischen Toxizität ergaben keinen Hinweis auf besondere Risiken für den Menschen.
In den üblichen Studien zur Genotoxizität, Karzinogenität und Reproduktionstoxizität, wurden keine mutagene, karzinogene, teratogene oder embryotoxische Effekte gefunden.
Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Mydocalm/Mydocalm mite ist in der Originalpackung bei Raumtemperatur (15-25 °C), geschützt vor Feuchtigkeit und Licht und ausser Reichweite von Kindern aufzubewahren.
32665 (Swissmedic).
MYDOCALM mite filmtabl 50 mg 30 stk, EFP 6.26, PP 16.05 [B, SL, SB 10%]
MYDOCALM filmtabl 150 mg 250 stk, EFP 98.73, PP 123.80 [B, SL, SB 10%]
MYDOCALM filmtabl 150 mg 100 stk, EFP 39.78, PP 59.70 [B, SL, SB 10%]
MYDOCALM filmtabl 150 mg 30 stk, EFP 14.21, PP 31.85 [B, SL, SB 10%]
Labatec-Pharma S.A., 1217 Meyrin (Genf).
März 2024.