Wichtige Hinweise zu Opioiden:

•Arzneimittelabhängigkeit und Missbrauchspotenzial: Unter der wiederholten Anwendung von Opioiden kann sich eine Toleranzentwicklung und physische und/oder psychische Abhängigkeit entwickeln.

•Atemdepression: Bei der Anwendung von Opioiden besteht ein Risiko für eine klinisch relevante Atemdepression.

•Gleichzeitige Anwendung mit zentral dämpfenden Substanzen: Die gleichzeitige Anwendung von Opioiden mit Benzodiazepinen oder anderen zentral dämpfenden Substanzen kann zu starker Sedierung, Atemdepression, Koma und Tod führen.

•Versehentliche Exposition: Die versehentliche Anwendung von Nalbuphin OrPha, insbesondere bei Kindern, kann zu einer tödlichen Überdosierung führen.

•Neonatales Opioidentzugssyndrom: Die längere Anwendung von Nalbuphin OrPha in der Schwangerschaft kann zu einem neonatalen Opioidentzugssyndrom führen, das potenziell lebensbedrohlich ist.

Für weitere Informationen konsultieren Sie die Rubrik «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen».

Nalbuphin OrPha
OrPha Swiss GmbH
Zusammensetzung

Wirkstoffe

Nalbuphinhydrochlorid

Hilfsstoffe

Citronensäure, Natriumcitrat-Dihydrat, Natriumchlorid, Salzsäure, Wasser für Injektionszwecke.

1 ml Injektionslösung enthält 0.82 mg Natrium.

Darreichungsform und Wirkstoffmenge pro Einheit

Injektionslösung zur i.v., i.m. und s.c. Anwendung.

Eine Ampulle zu 2 ml enthält 20 mg Nalbuphinhydrochlorid (pH = 3.0-4.2, Osmolalität = 0.30 Osmol/kg).

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Mittelschwere bis schwere Schmerzen unterschiedlichster Genese z.B. nach Operationen, in der Geburtshilfe und Gynäkologie, bei Malignomen, bei Herzinfarkt. Nalbuphin OrPha kann auch zur präoperativen Analgesie und zur Kombinationsnarkose eingesetzt werden.

Dosierung/Anwendung

Behandlungsziele und Unterbrechung der Behandlung

Vor Beginn der Behandlung mit Nalbuphin OrPha sollte in Übereinstimmung mit den Leitlinien für die Schmerzbehandlung mit dem Patienten eine Behandlungsstrategie vereinbart werden, die die Behandlungsdauer und die Behandlungsziele umfasst.

Während der Behandlung sollte ein regelmässiger Kontakt zwischen Arzt und Patient bestehen, um die Notwendigkeit einer Fortsetzung der Behandlung zu beurteilen, ein Absetzen des Arzneimittels in Erwägung zu ziehen und gegebenenfalls die Dosierung anzupassen. Wenn ein Patient die Behandlung mit Nalbuphin OrPha nicht länger benötigt, kann es ratsam sein, die Dosis schrittweise zu reduzieren, um Entzugserscheinungen zu vermeiden (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»). Bei unzureichender Schmerzkontrolle sollte die Möglichkeit einer Gewöhnung (Toleranz) und eines Fortschreitens der Grunderkrankung in Betracht gezogen werden (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).

Übliche Dosierung

Üblicherweise werden Erwachsenen (70 kg Körpergewicht) 10-20 mg Nalbuphinhydrochlorid intravenös, intramuskulär oder subkutan injiziert (entspricht 0.15-0.30 mg Nalbuphinhydrochlorid/kg Körpergewicht). Je nach Schmerzintensität, Begleitmedikation und Zustand des Patienten kann diese Gabe jeweils nach 3-6 Stunden wiederholt werden. Als Maximaldosis werden 20 mg für die einzelne Applikation und 160 mg Nalbuphinhydrochlorid pro Tag empfohlen.

Spezielle Dosierungsanweisungen

Kinder und Jugendliche

Die für Kinder empfohlene Dosis beträgt 0.1-0.2 mg Nalbuphinhydrochlorid pro kg Körpergewicht bis zu einer maximalen Einzeldosis von 10 mg, die i.v., i.m. oder s.c. gegeben werden kann. Je nach Schmerzintensität und Befinden des Patienten, kann diese Gabe alle 3-6 Stunden wiederholt werden.

Untenstehend die Tabelle «Dosierungsschema Kinder und Jugendliche» als Dosierungshilfe:

Dosierungsschema Kinder und Jugendliche ab Alter 1.5 Jahre: 0.1-0.2 mg/kg KG

Körpergewicht
in kg

empfohlene
Einzeldosis

7

0.7-1.4 mg

8

0.8-1.6 mg

9

0.9-1.8 mg

10

1.0-2.0 mg

11

1.1-2.2 mg

12

1.2-2.4 mg

13

1.3-2.6 mg

14

1.4-2.8 mg

15

1.5-3.0 mg

16

1.6-3.2 mg

17

1.7-3.4 mg

18

1.8-3.6 mg

19

1.9-3.8 mg

20

2.0-4.0 mg

21

2.1-4.2 mg

22

2.2-4.4 mg

23

2.3-4.6 mg

24

2.4-4.8 mg

25

2.5-5.0 mg

26

2.6-5.2 mg

27

2.7-5.4 mg

28

2.8-5.6 mg

29

2.9-5.8 mg

30

3.0-6.0 mg

31

3.1-6.2 mg

32

3.2-6.4 mg

33

3.3-6.6 mg

34

3.4-6.8 mg

35

3.5-7.0 mg

36

3.6-7.2 mg

37

3.7-7.4 mg

38

3.8-7.6 mg

39

3.9-7.8 mg

40

4.0-8.0 mg

41

4.1-8.2 mg

42

4.2-8.4 mg

43

4.3-8.6 mg

44

4.4-8.8 mg

45

4.5-9.0 mg

46

4.6-9.2 mg

47

4.7-9.4 mg

48

4.8-9.6 mg

49

4.9-9.8 mg

50

5.0-10.0 mg

51

5.1-10.0 mg

52

5.2-10.0 mg

53

5.3-10.0 mg

54

5.4-10.0 mg

55

5.5-10.0 mg

56

5.6-10.0 mg

57

5.7-10.0 mg

58

5.8-10.0 mg

59

5.9-10.0 mg

60

6.0-10.0 mg

Für die Behandlung von Kindern unter 1.5 Jahren liegen keine ausreichenden Daten vor.

Patienten mit Leber- und Nierenfunktionsstörungen

Da Nalbuphinhydrochlorid in der Leber metabolisiert und renal ausgeschieden wird, ist Nalbuphin OrPha bei Patienten mit Leberschäden oder schweren Nierenschäden kontraindiziert (siehe «Kontraindikationen»). Bei Patienten mit mittleren oder leichten Nierenfunktionsstörungen ist Vorsicht geboten.

Kontraindikationen

– Überempfindlichkeit gegen Nalbuphinhydrochlorid oder einem der Hilfsstoffe gemäss Zusammensetzung.

– Schwere Nierenschäden.

– Leberschäden.

– gleichzeitige Behandlung mit μ-agonistischen Opioiden z.B. Morphin oder Fentanyl (siehe «Interaktionen»).

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Abhängigkeit von Opioiden

Bei Drogenabhängigen kann Nalbuphin OrPha Heroin, Methadon und andere Narkotika nicht ersetzen, es ruft Entzugserscheinungen bei diesen Patienten hervor. Die antagonistische Potenz von Nalbuphin beträgt 1/4 von Nalorphin und 1/40 von Naloxon.

Arzneimittelabhängigkeit und Missbrauchspotenzial

Unter der wiederholten Anwendung von Opioiden kann sich eine Toleranzentwicklung und physische und/oder psychische Abhängigkeit entwickeln. Nach Anwendung von Opioiden kann eine iatrogene Abhängigkeit auftreten. Nalbuphin OrPha kann, wie andere Opioide, missbraucht werden, und alle Patienten, die Opioide erhalten, sind auf Anzeichen von Missbrauch und Sucht zu überwachen. Patienten mit erhöhtem Risiko für Opioid-Missbrauch können dennoch angemessen mit Opioiden behandelt werden, diese Patienten müssen jedoch zusätzlich auf Anzeichen von Falschanwendung, Missbrauch oder Sucht überwacht werden. Die wiederholte Anwendung von Nalbuphin OrPha kann zu einer Opioidgebrauchsstörung führen. Missbrauch oder absichtliche Falschanwendung von Nalbuphin OrPha kann Überdosierung und/oder Tod zur Folge haben. Das Risiko für die Entwicklung einer Opioidgebrauchsstörung ist erhöht bei Patienten mit Substanzgebrauchsstörungen (einschliesslich Alkoholgebrauchsstörung) in der persönlichen oder familiären (Eltern oder Geschwister) Vorgeschichte, bei Rauchern oder bei Patienten mit anderen psychischen Erkrankungen (z.B. Major Depression, Angststörungen und Persönlichkeitsstörungen) in der Anamnese. Die Patienten müssen auf Anzeichen eines Suchtverhaltens (drug-seeking behaviour) überwacht werden (z.B. zu frühe Nachfrage nach Folgerezepten). Hierzu gehört auch die Überprüfung von gleichzeitig angewendeten Opioiden und psychoaktiven Arzneimitteln (wie Benzodiazepinen). Bei Patienten mit Anzeichen und Symptomen einer Opioidgebrauchsstörung sollte die Konsultation eines Suchtspezialisten in Betracht gezogen werden.

Atemdepression

Wie bei allen Opioiden besteht ein Risiko für eine klinisch relevante Atemdepression im Zusammenhang mit der Anwendung von Nalbuphin OrPha. Eine Atemdepression kann, wenn sie nicht sofort erkannt und behandelt wird, zu Atemstillstand und Tod führen. Die Behandlung einer Atemdepression umfasst je nach klinischem Zustand des Patienten eine engmaschige Beobachtung, unterstützende Massnahmen und die Verabreichung von Opioidantagonisten. Eine schwerwiegende, lebensbedrohliche oder tödliche Atemdepression kann zu jedem Zeitpunkt der Therapie auftreten, das Risiko ist zu Beginn der Therapie oder nach einer Dosiserhöhung am grössten. Im Gegensatz zu Morphin wird eine Atemdepression durch höhere Nalbuphin-Dosen jedoch nicht weiter verstärkt (ceiling effect). Nalbuphin OrPha sollte deshalb bei Patienten mit eingeschränkter Atemfunktion (z.B. durch Arzneimittel verursachte Atemstörungen, Urämie, Asthma bronchiale, schwere Infektionen, Zyanose oder Atemwegblockade) mit Vorsicht und in kleinen Dosen verabreicht werden.

Schlafbezogene Atemstörungen

Opioide können schlafbezogene Atemstörungen einschliesslich zentraler Schlafapnoe (ZSA) und schlafbezogener Hypoxämie verursachen. Die Anwendung von Opioiden geht mit einer dosisabhängigen Erhöhung des Risikos für eine zentrale Schlafapnoe einher. Bei Patienten, mit zentraler Schlafapnoe sollte eine Verringerung der Opioid-Gesamtdosis in Betracht gezogen werden.

Gleichzeitige Anwendung mit zentral dämpfenden Substanzen

Die gleichzeitige Anwendung von Opioiden mit Benzodiazepinen oder anderen zentral dämpfenden Substanzen kann zu starker Sedierung, Atemdepression, Koma und Tod führen. Aufgrund dieser Risiken dürfen Opioide und Benzodiazepine oder andere zentral dämpfende Arzneimittel nur an Patienten, für die keine alternative Behandlungsoption in Frage kommt, begleitend verabreicht werden. Wird entschieden, Nalbuphin OrPha begleitend zu Benzodiazepinen oder anderen zentral dämpfenden Arzneimitteln zu verschreiben, sind die jeweils niedrigste wirksame Dosierung und eine minimale Dauer der gleichzeitigen Anwendung zu wählen. Die Patienten müssen engmaschig auf Anzeichen und Symptome von Atemdepression und Sedierung überwacht werden. (siehe «Interaktionen»).

Versehentliche Exposition

Die Patienten und ihre Betreuungspersonen müssen darüber in Kenntnis gesetzt werden, dass Nalbuphin OrPha einen Wirkstoff in einer Menge enthält, die tödlich sein kann, dies gilt besonders für Kinder. Patienten und ihre Betreuungspersonen müssen darauf hingewiesen werden, alle Dosiereinheiten für Kinder unerreichbar aufzubewahren und angebrochene oder nicht verwendete Dosiereinheiten ordnungsgemäss zu entsorgen.

Neonatales Opioidentzugssyndrom

Die längere Anwendung von Nalbuphin OrPha in der Schwangerschaft kann zu einem neonatalen Opioidentzugssyndrom führen, das potenziell lebensbedrohlich ist, wenn es nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Die Therapie sollte gemäss Protokollen erfolgen, die von Neonatologie-Experten entwickelt wurden. Ist der Einsatz von Opioiden bei einer Schwangeren über einen längeren Zeitraum notwendig, weisen Sie die Patientin auf das Risiko des neonatalen Opioidentzugssyndroms hin und stellen Sie sicher, dass die geeignete Behandlung gegebenenfalls zur Verfügung steht.

Anwendung während der Geburt

Da Nalbuphinhydrochlorid die Plazentaschranke durchdringt, kann es bei Neugeborenen, deren Mütter unter der Geburt Nalbuphin OrPha erhielten, eine Atemdepression sowie fetale Brady- und Tachykardie verursachen.

Nalbuphinhydrochlorid sollte während der Wehen und Geburt nur dann verabreicht werden, wenn es eindeutig indiziert ist und der mögliche Nutzen das Risiko für das Kind übersteigt. Neugeborene müssen daher auf Atemdepression, Apnoe, Bradykardie und Herzarrhythmien beobachtet werden (siehe «Schwangerschaft, Stillzeit»).

Hyperalgesie

Opioid-induzierte Hyperalgesie (OIH) tritt auf, wenn ein Opioid-Analgetikum paradoxerweise eine Zunahme der Schmerzen oder eine Steigerung der Schmerzempfindlichkeit verursacht. Dieser Zustand unterscheidet sich von der Toleranz, bei der zur Aufrechterhaltung einer bestimmten Wirkung höhere Opioiddosen erforderlich sind. Zu den Symptomen der OIH gehören unter anderem eine Zunahme der Schmerzen bei Erhöhung der Opioiddosis, eine Abnahme der Schmerzen bei Verringerung der Opioiddosis oder Schmerzen bei normalerweise nicht schmerzhaften Reizen (Allodynie). Wenn bei einem Patienten der Verdacht auf eine OIH besteht, ist eine Verringerung der Opioiddosis oder eine Opioidrotation zu prüfen.

Kopfverletzungen und erhöhter intrakranieller Druck

Die mögliche atemdepressorische Wirkung und die potenzielle Fähigkeit der stark wirksamen Analgetika, den Druck in der Cerebrospinal-Flüssigkeit zu erhöhen (durch Vasodilatation nach CO 2 -Retention) kann in Gegenwart von Kopfverletzungen, intrakraniellen Läsionen oder bei vorbestehender intrakranieller Drucksteigerung deutlich verstärkt sein. Deshalb sollte Nalbuphin OrPha bei den vorgenannten Erkrankungen nur unter strenger Indikationsstellung und mit grösster Vorsicht angewendet werden.

Gestörte Leber- oder Nierenfunktion

Da Nalbuphinhydrochlorid in der Leber metabolisiert und renal ausgeschieden wird, ist Nalbuphin OrPha bei Patienten mit Leberschäden oder schweren Nierenschäden kontraindiziert (siehe «Kontraindikationen»). Bei Patienten mit mittleren oder leichten Nierenstörungen sollte Nalbuphin OrPha mit Vorsicht und in reduzierter Dosierung angewendet werden (siehe «Pharmakokinetik»).

Nebenniereninsuffizienz

Opioide können eine reversible Nebenniereninsuffizienz hervorrufen, die eine Überwachung und Glukokortikoid-Ersatztherapie erfordert. Symptome der Nebenniereninsuffizienz können u.a. Folgendes umfassen: Übelkeit, Erbrechen, Appetitverlust, Müdigkeit, Schwäche, Schwindel oder niedrigen Blutdruck.

Verminderte Sexualhormone und erhöhtes Prolaktin

Die Langzeitanwendung von Opioiden kann mit erniedrigten Sexualhormon-Spiegeln und einem erhöhten Prolaktinspiegel verbunden sein. Die Symptome beinhalten verminderte Libido, Impotenz oder Amenorrhoe.

Spasmus des Sphincter Oddi/Pankreatits

Opioide können eine Funktionsstörung und einen Spasmus des Sphincter Oddi verursachen, wodurch der intrabiliäre Druck zunimmt und das Risiko für Gallenwegsymptome und Pankreatitis steigt.

Andere Erkrankungen und Zustände

Nalbuphinhydrochlorid sollte bei Patienten mit Herzinsuffizienz, paralytischem Ileus, Gallenkolik, Epilepsie und Hypothyreose mit grösster Vorsicht verabreicht werden.

Während der Verabreichung sollte ein Antagonist (Naloxonhydrochlorid) zur Verfügung stehen.

Natrium

Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Ampulle, d.h. es ist nahezu «natriumfrei».

Interaktionen

Reine µ-Agonisten vermindern den analgetischen Effekt aufgrund einer kompetitiven Rezeptorblockade. Die gleichzeitige Anwendung von Nalbuphin OrPha und reinen Morphinagonisten (wie Morphin, Pethidin, Dextromoramid, Dihydrocodein, Dextropropoxyphen, Methadon, Levacethylmethadol) ist deshalb kontraindiziert (siehe «Kontraindikationen»).

Die gleichzeitige Anwendung anderer, das ZNS beeinflussende Arzneimittel wie andere Opioide, Sedativa, wie Benzodiazepine oder Hypnotika, Allgemeinanästhetika, Phenothiazine, Tranquilizer, Skelettmuskelrelaxantien, sedierende Antihistaminika, Gabapentinoide (Gabapentin und Pregabalin) und Alkohol kann additive dämpfende Effekte ergeben, die zu Atemdepression, Hypotonie, starker Sedierung oder Koma führen und manchmal tödlich verlaufen können (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).

Ein Serotonin-Syndrom kann auftreten bei gleichzeitiger Verabreichung von Opioiden mit Monoaminoxidase-Hemmern (MAO-Hemmer) und serotonergen Wirkstoffen, wie selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI), Serotonin-Norepinephrin-Wiederaufnahmehemmern (SNRI) und trizyklischen Antidepressiva (TCA). Zu den Symptomen eines Serotonin-Syndroms können Änderungen des Bewusstseinszustands, autonome Instabilität, neuromuskuläre Anomalien und/oder gastrointestinale Symptome gehören.

Bei gleichzeitiger Anwendung von Phenothiazinen oder Penicillinen können Müdigkeit und Erbrechen verstärkt werden bzw. vermehrt auftreten.

Es gibt keine Daten über das Potential von pharmakokinetischen Interaktionen zwischen Nalbuphinhydrochlorid und anderen Arzneimitteln. Vorsicht ist bei der gleichzeitigen Gabe von Nalbuphinhydrochlorid und starken Enzymhemmern oder Arzneimitteln mit einer geringen therapeutischen Breite geboten (siehe «Pharmakokinetik»).

Schwangerschaft, Stillzeit

Schwangerschaft

Es gibt keine hinreichenden Daten zur Anwendung bei Schwangeren. In tierexperimentellen Studien fand sich eine Reproduktionstoxizität (siehe «Präklinische Daten»). Die möglichen Risiken am Menschen sind nicht bekannt.

Die längere Anwendung von Nalbuphin OrPha in der Schwangerschaft kann zu einem neonatalen Opioidentzugssyndrom führen, das potenziell lebensbedrohlich ist, wenn es nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Die Therapie sollte gemäss Protokollen erfolgen, die von Neonatologie-Experten entwickelt wurden. Ist der Einsatz von Opioiden bei einer Schwangeren über einen längeren Zeitraum notwendig, weisen Sie die Patientin auf das Risiko des neonatalen Opioidentzugssyndroms hin und stellen Sie sicher, dass die geeignete Behandlung gegebenenfalls zur Verfügung steht (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).

Nalbuphin OrPha sollte daher während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn es ist klar notwendig.

Bei Anwendung des Präparates während der Geburt kann es zu Atem- und/oder Kreislaufdepression des Neugeborenen mit Folgeschäden kommen. Neugeborene müssen auf Atemdepression, Apnoe, Bradykardie und Herzarrhythmien beobachtet werden (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»). Für solche Fälle muss Naloxonhydrochlorid als Antidot zur Verfügung stehen.

Stillzeit

Nalbuphinydrochlorid wird über die Muttermilch ausgeschieden. Das Stillen sollte daher für 24 Stunden nach einer Behandlung mit Nalbuphin OrPha unterbrochen werden.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Nalbuphin OrPha ist ein stark wirksames, schmerzstillendes Mittel, das auch auf das Gehirn dämpfend wirken kann. Vorübergehende Schläfrigkeit und damit Einschränkung der Wahrnehmungsfähigkeit und Reaktionsfähigkeit sind möglich. Nach Applikation von Nalbuphinhydrochlorid ist daher die aktive Teilnahme am Strassenverkehr, das Bedienen von Maschinen sowie jede andere Tätigkeit, die hohe Aufmerksamkeit verlangt, zu vermeiden.

Unerwünschte Wirkungen

Die häufigste Nebenwirkung ist eine Sedierung.

Die Häufigkeitsangaben sind wie folgt definiert:

«sehr häufig» (≥1/10), «häufig» (≥1/100, <1/10), «gelegentlich» (≥1/1’000; <1/100), «selten» (≥1/10'000; <1/1'000), «sehr selten» (<1/10'000), «nicht bekannt» (kann aus den verfügbaren Daten nicht abgeschätzt werden)

Psychiatrische Erkrankungen

Häufig: Halluzination, Dysphorie.

Gelegentlich: Verwirrung, Depression.

Sehr selten: Persönlichkeitsstörung.

Nicht bekannt: Abhängigkeit.

Erkrankungen des Nervensystems

Sehr häufig: Sedierung (36%).

Häufig: Benommenheit mit Schwindel, Kopfschmerzen, Schläfrigkeit.

Gelegentlich: Nervosität, Unruhe.

Selten: Tremor, Entzugserscheinungen, Parästhesie.

Sehr selten: Schwierigkeiten beim Sprechen, Euphorie.

Augenerkrankungen

Gelegentlich: Wässrige Augen, verschwommenes Sehen.

Herzerkrankungen

Gelegentlich: Bradykardie, Tachykardie.

Gefässerkrankungen

Gelegentlich: Hypertension, Hypotension.

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Gelegentlich: Atemdepression, Atemnot, Asthma.

Sehr selten: Lungenödem.

Nicht bekannt: Zentrales Schlafapnoe-Syndrom.

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Häufig: Übelkeit mit Erbrechen, Mundtrockenheit.

Gelegentlich: Dyspepsie, bitterer Geschmack.

Sehr selten: gastrointestinale Krämpfe.

Nicht bekannt: Pankreatitis.

Leber- und Gallenerkrankungen

Nicht bekannt: Spasmus des Sphincter Oddi.

Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes

Häufig: kalter Schweiss.

Gelegentlich: allergische Reaktionen wie Jucken, Brennen, Hautrötungen.

Schwangerschaft, Wochenbett und perinatale Erkrankungen

Sehr selten: Atemdepression bei Neugeborenen, Kreislaufdepression bei Neugeborenen.

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

Sehr häufig: Schmerzen, Brennen und/oder Schwellung (26%).

Sehr selten: Flush.

Beim Einsatz von Nalbuphin OrPha während der Narkose wurde bei Patienten, die keine Atropin-Prämedikation erhielten, ein vermehrtes Auftreten von Bradykardien beobachtet.

Bei der Anwendung von Nalbuphin OrPha während der Geburtsphase kann es zu einer Atem- und/oder Kreislaufdepression des Neugeborenen mit ernsthaften Konsequenzen kommen. Für solche Fälle muss Naloxonhydrochlorid als Antidot zur Verfügung stehen.

Bei Drogenabhängigen kann Nalbuphin OrPha zu Entzugserscheinungen führen.

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Anzeichen und Symptome

Atemdepression, Herz- und ZNS-Störungen.

Toxische Leukenzephalopathie wurde bei Überdosierung von Opioiden beobachtet.

Behandlung

Bei Überdosierung soll der spezifische Antagonist Naloxonhydrochlorid sofort i.v. injiziert werden. Falls nötig, sollen Sauerstoff, Flüssigkeit (i.v.) und Vasopressoren verabreicht und andere unterstützende Massnahmen ergriffen werden.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code

N02AF02

Wirkungsmechanismus

Nalbuphinhydrochlorid ist ein Analgetikum mit agonistisch-antagonistischer Wirkung auf die Opiat-Rezeptoren. Dabei wirkt es als Agonist auf die κ–Rezeptoren und als partieller Antagonist auf die µ–Rezeptoren; auf die σ–Rezeptoren wurde keine signifikante Wirkung festgestellt.

Pharmakodynamik

In Untersuchungen zur analgetischen Potenz beim Menschen erwies sich intramuskulär verabreichtes Nalbuphinhydrochlorid, auf Gewichtsbasis bezogen, ungefähr äquipotent zu Morphin und etwa dreimal so wirksam wie Pentazocin. Naturgemäss ist jedoch die Abschätzung der analgetischen Potenz eines Analgetikums im Vergleich zu anderen Analgetika recht schwierig. Dementsprechend reichen die Angaben für die äquianalgetischen Dosen zu 10 mg Morphin je nach Untersucher von 8 mg bis zu 20 mg. Ebenso wie Morphin reduziert Nalbuphinhydrochlorid die Dosis von Anästhetika, die benötigt wird, um eine Anästhesie bei Tieren zu erzielen; Nalbuphinhydrochlorid erreicht jedoch einen oberen Grenzwert für diesen Effekt, über den hinaus weitere Dosen keine zusätzliche Wirkung haben, mit einer viel niedrigeren Reduktion der MAK-Werte, als sie mit Morphin erreicht werden konnten.

Die opiat-antagonistischen Effekte von Nalbuphinhydrochlorid wurden in verschiedenen Tierexperimenten nachgewiesen und lagen zwischen jenen des potenteren Nalorphin und denen des weniger wirksamen Pentazocin.

Die Atemdepression von Nalbuphinhydrochlorid nach therapeutischen Dosen (10mg/70kg) ist der ähnlich, die durch äquianalgetische Dosen Morphin verursacht wird. Im Gegensatz zu der mit Morphin beobachteten Atemdepression erreicht die nalbuphininduzierte Atemdepression jedoch bei gesunden Personen einen Grenzwert bei Dosen von 20mg/70 kg Körpergewicht. Oberhalb dieses Wertes tritt eine weitere Beeinträchtigung der Atemfunktion nicht mehr auf.

Postoperativ kann Nalbuphinhydrochlorid eine opioidinduzierte Atemdepression nach Narkose, z.B. nach Fentanyl-Kombinationsnarkose, aufheben. Eine Atemdepression entsteht durch die Interaktion von Fentanyl oder Morphin mit µ–Rezeptoren. Man vermutet, dass Nalbuphinhydrochlorid als partieller Antagonist Fentanyl bzw. Morphin von diesen Bindungsstellen verdrängen und somit die Atemdepression aufheben kann.

Klinische Wirksamkeit

Keine Angaben.

Pharmakokinetik

Absorption

Nach Gabe von 10-20 mg Nalbuphinhydrochlorid tritt die Wirkung bei i.v.-Applikation nach 2-3 Minuten ein, bei i.m.- oder s.c.-Applikation in weniger als 10 Minuten. Die Wirkungsdauer beträgt 3-6 Stunden. Die Halbwertszeit liegt bei 2.93 ± 0.795 Stunden.

Distribution

Die Plasmaproteinbindung ist gering (ca. 50%).

Metabolismus

Nalbuphinhydrochlorid wird in der Leber zu pharmakologisch inaktiven Konjugationsprodukten metabolisiert.

Elimination

Nalbuphinhydrochlorid wird mit dem Urin in Form von Glucuronidmetaboliten ausgeschieden.

Kinetik spezieller Patientengruppen

Leber- und Nierenfunktionsstörungen

Da Nalbuphinhydrochlorid in der Leber metabolisiert (Überführung in konjugierte Form) und durch die Nieren ausgeschieden wird, können Patienten mit gestörter Leber- oder Nierenfunktion selbst bei normaler Dosis Zeichen einer Überdosierung aufweisen. Nalbuphin OrPha ist deshalb bei Patienten mit Leberschäden oder schweren Nierenschäden kontraindiziert (siehe «Kontraindikationen»). Bei Patienten mit mittleren oder leichten Nierenfunktionsstörungen sollte Nalbuphin OrPha mit Vorsicht und in reduzierter Dosierung angewendet werden.

Es wurden keine Studien an Patienten mit Leber- oder Nierenfunktionsstörungen durchgeführt.

Präklinische Daten

Mutagenität

Die Substanz zeigte in den relevanten Mutagenitätstests kein mutagenes Potenzial.

Karzinogenität

Die Substanz zeigte in Studien an Ratten und Mäusen auch keine karzinogenen Effekte.

Reproduktionstoxizität

Es wurden Reproduktionstoxizitätsstudien mit parenteral verabreichtem Nalbuphinhydrochlorid an Ratten und Kaninchen durchgeführt. An Ratten wurden eine erhöhte prä- und postnatale Mortalität und eine Verringerung des Geburtsgewichtes bei hohen Dosierungen festgestellt. Es wurden keine Effekte auf die Fertilität beobachtet. Nalbuphinhydrochlorid erwies sich als nicht teratogen in Ratten und Kaninchen.

Sonstige Hinweise

Inkompatibilitäten

Da keine Kompatibilitätsstudien durchgeführt wurden, darf das Arzneimittel nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.

Haltbarkeit

Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.

Haltbarkeit nach Anbruch

Nach dem Öffnen der Ampulle ist die ungebrauchte Lösung zu vernichten.

Besondere Lagerungshinweise

Nicht über 25°C und vor Licht geschützt lagern.

Nicht einfrieren.

Ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.

Zulassungsnummer

56989 (Swissmedic)

Packungen

NALBUPHIN orpha inj lös 20 mg/2ml 10 amp 2 ml [A]

7 680569 890026

Zulassungsinhaberin

OrPha Swiss GmbH, 8700 Küsnacht

Stand der Information

März 2024

Swisspeddose

Nalbuphin (IVINJ) intravenös (Injektion)
ATC-Code: N02AF02
Indikation: Schmerzen
Art der Anwendung: HARM

AlterGewichtDosierungTägliche WiederholungenMax. tägliche DosisBemerkung

1 Monat(e) - 18 Jahr(e)

kg

0.1 - 0.2 mg/kg/Dosis

1 - 8

Gemäss klinischem Ansprechen anpassen. CAVE: Ceiling-Effekt bei höheren Dosen. Dosierung basierend auf Nalbuphinhydrochlorid.

Nalbuphin (IV) intravenös (Infusion)
ATC-Code: N02AF02
Indikation: Schmerzen
Art der Anwendung: HARM

AlterGewichtDosierungTägliche WiederholungenMax. tägliche DosisBemerkung

1 Monat(e) - 18 Jahr(e)

kg

0.04 - 0.2 mg/kg/h

Dauerinfusion. Gemäss klinischem Ansprechen anpassen. Höhere Dosen können notwendig sein. CAVE: Ceiling-Effekt bei höheren Dosen. Dosierung basierend auf Nalbuphinhydrochlorid.

SAPP: Schwangere

ATC-Code: N02AF02
Wirkstoff: Nalbuphin
Hauptindikation: Schmerzen
Indikation: Geburtsschmerzen

ApplikationsartPeripartale Dosierung

intravenös

keine Angaben