Sertragen®
Streuli Pharma AG
Zusammensetzung

Wirkstoffe

Sertralinum ut sertralini hydrochloridum.

Hilfsstoffe

Eine Filmtablette enthält:

Lactosum monohydricum (79.65 mg), Cellulosum microcristallinum (E 460), Povidonum K30, Carmellosum natricum conexum (entspricht 0.52 mg Natrium), Magnesii stearas.

Tablettenüberzug: Hypromellosum, Titanii dioxidum (E 171), Talcum (E 553b), Propylenglycolum (E 1520).

Darreichungsform und Wirkstoffmenge pro Einheit

Filmtabletten (teilbar): 50 mg Sertralinum ut sertralini hydrochloridum.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Depression

Sertragen ist bei ambulanten Patienten indiziert zur Behandlung der Symptome einer leichten bis mittelschweren Depression sowie zur Verhinderung von Rückfällen des initialen Depressions-Schubes oder zur Unterdrückung weiterer depressiver Episoden (Rezidivprophylaxe).

Bei hospitalisierten Patienten mit schwerer Depression und erhöhtem Suizidrisiko sind nicht genügend Daten vorhanden.

Zwangsstörung

Sertragen ist bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab 6 Jahren zur Behandlung und (sekundären) Prävention der Zwangsstörungen indiziert. Bei Zwangsstörungen mit initialem Therapieansprechen konnte während einer bis zu zweijährigen Therapie mit Sertralin eine anhaltende Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit festgestellt werden.

Panikstörung

Sertragen ist zur Behandlung von Panikstörungen, mit oder ohne Agoraphobie, indiziert.

Posttraumatische Belastungsstörung

Sertragen ist zur Verminderung der Symptomatik bei chronischen Formen der posttraumatischen Belastungsstörung indiziert.

Soziale Phobie

Sertragen ist für die Behandlung der sozialen Phobie (Soziale Angsterkrankung) indiziert. Die Langzeitwirksamkeit bei sozialer Phobie (über 24 Wochen) ist noch nicht etabliert.

Dosierung/Anwendung

Übliche Dosierung

Sertragen soll einmal täglich morgens oder abends mit oder ohne Mahlzeit eingenommen werden. Die Filmtabletten haben eine Bruchrille und können zur Halbierung der Dosis geteilt werden.

Die therapeutische Wirkung kann sich innerhalb von 7 Tagen manifestieren. Die volle Wirkung tritt jedoch üblicherweise erst nach 2- bis 4-wöchiger Therapie (bei Zwangsstörungen eher später) ein.

Aufgrund der Eliminationshalbwertszeit von Sertralin von ca. 24 Stunden sollten Dosisänderungen nicht häufiger als einmal wöchentlich vorgenommen werden.

Wenn das optimale therapeutische Ansprechen erreicht ist, soll die kleinste wirksame Dosis beibehalten werden.

Die Tagesdosis richtet sich nach dem individuellen Ansprechen des Patienten. Üblicherweise wird folgende Dosierung empfohlen:

Erwachsene

Depression

Bei Therapiebeginn und als übliche therapeutische Dosis werden einmal täglich 50 mg (1 Filmtablette) empfohlen. Bei ungenügendem Ansprechen aber guter Verträglichkeit kann die Dosis in wöchentlichen Schritten von nicht mehr als 50 mg bis zu einer maximalen Tagesdosis von 200 mg gesteigert werden.

In klinischen Depressions-Studien wurden bis zu 200 mg/Tag verabreicht. Die Wirkung von 50 mg/Tag war jedoch ähnlich wie jene höherer täglicher Dosen.

Zwangsstörung

Die übliche Dosis bei Therapiebeginn beträgt einmal täglich 50 mg (1 Filmtablette). Bei ungenügendem Ansprechen auf kleine Dosen aber guter Verträglichkeit kann die Dosis in wöchentlichen Schritten von nicht mehr als 50 mg bis zu einer maximalen Tagesdosis von 200 mg gesteigert werden.

Zur Behandlung einer Zwangsstörung werden als minimal wirksame Dosis 50 mg/Tag empfohlen.

Panikstörung

Die Therapie sollte mit einmal täglich 25 mg (½ Filmtablette) eingeleitet und die Dosis nach einer Woche auf 50 mg/Tag erhöht werden. Bei ungenügendem Ansprechen auf kleine Dosen aber guter Verträglichkeit kann die Dosis in wöchentlichen Schritten von nicht mehr als 50 mg bis zu einer maximalen Tagesdosis von 200 mg gesteigert werden.

Zur Behandlung einer Panikstörung werden als minimal wirksame Dosis 50 mg/Tag empfohlen.

Posttraumatische Belastungsstörung

Die Therapie sollte mit einmal täglich 25 mg (½ Filmtablette) eingeleitet und die Dosis nach einer Woche auf 50 mg/Tag erhöht werden. Bei ungenügendem Ansprechen auf kleine Dosen aber guter Verträglichkeit kann die Dosis in wöchentlichen Schritten von nicht mehr als 50 mg bis zu einer maximalen Tagesdosis von 200 mg gesteigert werden.

Die Erfahrung bei der medikamentösen Langzeitbehandlung der chronischen posttraumatischen Belastungsstörung ist noch beschränkt. Der Nutzen der Behandlung mit Sertragen sollte daher bei jedem Patienten periodisch überprüft werden.

Soziale Phobie

Die Therapie sollte mit einmal täglich 25 mg (½ Filmtablette) eingeleitet und die Dosis nach einer Woche auf 50 mg/Tag erhöht werden. Bei ungenügendem Ansprechen auf kleine Dosen aber guter Verträglichkeit kann die Dosis in wöchentlichen Schritten von nicht mehr als 50 mg bis zu einer maximalen Tagesdosis von 200 mg gesteigert werden.

Spezielle Dosierungsanweisungen

Patienten mit Leber- oder Nierenfunktionsstörungen

Bei Patienten mit Nieren- oder Leberinsuffizienz sollte Sertragen mit Vorsicht angewendet werden (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).

Bei Patienten mit leichter bis mässiger Leberinsuffizienz (Child-Pugh Class A+B) sollte die Dosis mindestens um die Hälfte reduziert werden. Bei Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz (Child-Pugh Class C) darf Sertragen nicht angewendet werden (siehe «Kontraindikationen»).

Ältere Patienten

Die normale Erwachsenen-Dosis wird empfohlen.

Kinder ab 6 Jahren und Jugendliche

Bei Jugendlichen mit Zwangsstörungen im Alter von 13-17 Jahren sollte die Behandlung mit 50 mg/Tag (1 Filmtablette) begonnen werden. Bei Kindern mit Zwangsstörungen im Alter von 6-12 Jahren sollte die Behandlung mit 25 mg/Tag (½ Filmtablette) begonnen und nach einer Woche auf 50 mg/Tag erhöht werden. Bei ungenügendem Ansprechen auf eine Dosis von 50 mg/Tag, kann die Dosis in Schritten von 50 mg auf bis zu 200 mg pro Tag erhöht werden. Dennoch sollte bei einer Erhöhung der Dosis auf mehr als 50 mg/Tag das im Allgemeinen geringere Körpergewicht von Kindern gegenüber jenem von Erwachsenen berücksichtigt werden, um eine zu hohe Dosierung zu vermeiden. Infolge der Eliminationshalbwertszeit von ca. 24 Stunden sollte das Intervall zwischen den Dosisänderungen nicht weniger als eine Woche betragen.

In der Pädiatrie wurde die Sicherheit und Wirksamkeit nur bei pädiatrischen Patienten mit Zwangsstörungen untersucht. Vor der Anwendung von Sertragen bei Kindern oder Jugendlichen muss das potentielle Risiko gegenüber dem klinischen Nutzen abgewogen werden (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).

Pädiatrische Population

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Sertragen wurden bei Kindern unter 6 Jahren nicht untersucht. Eine Anwendung in dieser Altersgruppe wird daher nicht empfohlen.

Zur Behandlung einer Depression wird Sertragen bei Patienten unter 18 Jahren wegen eines in dieser Altersgruppe möglicherweise erhöhten Suizidrisikos nicht empfohlen (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).

Absetzen der Therapie

Es wird empfohlen, die Therapie nicht abrupt abzusetzen, sondern die Dosis wenn möglich schrittweise zu reduzieren (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoffe (siehe «Zusammensetzung»).

Gleichzeitige Einnahme von Sertralin und Monoaminoxidase-Hemmern (MAO-Hemmern) (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).

Gleichzeitige Anwendung von Pimozid (siehe «Interaktionen»)

Instabile Epilepsie.

Schwere Leberinsuffizienz (Child-Pugh Class C).

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

QTc Verlängerung/Torsade de Pointes (TdP)

Nach Markteinführung wurden unter Behandlung mit Sertralin Fälle von QTc-Verlängerung und Torsade de Pointes (TdP) beobachtet. Die Mehrzahl der Fälle trat bei Patienten mit anderen Risikofaktoren für QTc-Verlängerung/TdP auf. Sertralin sollte daher bei Patienten mit Risikofaktoren für eine QTc-Verlängerung (z.B. angeborenes QT-Syndrom, Hypokaliämie) nur mit Vorsicht angewendet werden. Das Risiko für eine QTc-Verlängerung und/oder für ventrikuläre Arrhythmien (z.B. TdP) ist auch erhöht bei gleichzeitiger Einnahme anderer Arzneimittel, die eine QTc-Verlängerung auslösen können (z.B. einige Antipsychotika und Antibiotika). Siehe «Eigenschaften/Wirkungen – Klinische Wirksamkeit».

Serotonin-Syndrom oder malignes neuroleptisches Syndrom

Über die Entwicklung eines potenziell lebensbedrohlichen Syndroms, wie des Serotonin-Syndroms (SS) oder des malignen neuroleptischen Syndroms (MNS), wurde unter selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern (SSRIs) einschliesslich Sertralin berichtet. Das Risiko eines SS oder MNS unter SSRIs ist erhöht bei gleichzeitiger Anwendung von anderen serotoninergen Arzneimitteln (wie z.B. Amphetamine, Methylphenidat, Dextromethorphan, Fentanyl, Methadon, Tapentadol, Tramadol, Buprenorphin oder Triptanen), den Metabolismus von Serotonin beeinflussenden Arzneimitteln (wie Johanniskraut, MAO-Inhibitoren, siehe dort), Antipsychotika oder anderen Dopamin-Antagonisten. SS-Symptome können Veränderungen des psychischen Zustandes (z.B. Agitation, Halluzinationen, Koma), autonome Instabilität (z.B. Tachykardie, labiler Blutdruck, Hyperthermie), neuromuskuläre Abnormalitäten (z.B. Hyperreflexie, fehlende Koordination) und/oder gastrointestinale Symptome (z.B. Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe) beinhalten. Einige Anzeichen eines SS, wie Hyperthermie, Muskelsteifigkeit, vegetative Instabilität mit möglicherweise raschen Schwankungen der Vitalzeichen und Veränderungen des psychischen Zustandes ähneln jenen eines MNS. Die Patienten sollten auf das Auftreten von Anzeichen und Symptomen eines SS oder MNS überwacht werden.

MAO-Hemmer

Bei Patienten, welche Sertralin kombiniert mit einem MAO-Hemmer, einschliesslich dem selektiven MAO-B Hemmer Selegilin, dem reversiblen MAO-A Hemmer Moclobemid und anderen MAO-Hemmern (z.B. Linezolid [einem Antibiotikum, welches ein reversibler nicht selektiver MAO-Hemmer ist] oder Methylenblau), erhielten, wurden schwere, manchmal fatale Reaktionen beschrieben. In einigen Fällen zeigten sich Anzeichen eines serotoninergen Syndroms, das folgende Symptome einschliesst: Hyperthermie, Rigidität, Muskelkrämpfe, vegetative Labilität mit möglicherweise raschen Schwankungen der Vitalzeichen, Bewusstseinsveränderungen einschliesslich Verwirrtheitszuständen, Reizbarkeit sowie extreme Agitiertheit mit Progression zu Delirium und Koma. Deshalb sollte Sertralin nicht zusammen mit MAO-Hemmern oder innerhalb von 14 Tagen nach Beendigung einer Therapie mit MAO-Hemmern verabreicht werden. Aus dem gleichen Grunde muss nach Beendigung einer Sertralin-Therapie mindestens 14 Tage gewartet werden, bis eine MAO-Hemmer-Therapie eingeleitet werden darf (siehe «Kontraindikationen»).

Andere serotoninerge Arzneimittel

Aufgrund einer möglichen pharmakodynamischen Interaktion darf Sertralin nur mit Vorsicht zusammen mit anderen Arzneimitteln verabreicht werden, welche die Wirkung der serotoninergen neuronalen Übermittlung verstärken, wie andere selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRIs), Serotonin/Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (SNRIs), Amphetamine, Fenfluramin, Fentanyl, Lithium, Sibutramin, 5-HT-Agonisten (Triptane), Buprenorphin, L-Tryptophan oder Johanniskraut (Hypericum perforatum). Wenn immer möglich sollte auf eine solche Kombination verzichtet werden (siehe «Interaktionen»).

Suizidrisiko

Sowohl bei Erwachsenen als auch bei pädiatrischen Patienten mit depressiven Erkrankungen besteht ein erhöhtes Suizidrisiko, das auch unter Therapie bis zum Eintritt einer signifikanten Besserung der depressiven Symptomatik anhält. Daher sollten die Patienten im Verlauf der Therapie und insbesondere zu Beginn der Behandlung sowie bei Änderungen der Dosis bzw. des Dosierungsschemas engmaschig auf Verhaltensveränderungen und/oder Anzeichen von Suizidgedanken oder Suizidverhalten (Suizidalität) sowie auf anderweitige Zeichen einer klinischen Verschlechterung überwacht werden. Ein kausaler Zusammenhang zwischen Suizidgedanken oder Suizidverhalten und der Behandlung mit Sertralin konnte nicht nachgewiesen werden. Auch nach Abbruch der Behandlung müssen die Patienten gut überwacht werden, da die Symptome wieder auftreten können.

Patienten mit vorausgegangenen Suizidversuchen oder solche mit Suizidgedanken bei Behandlungsbeginn sind besonders sorgfältig zu überwachen.

Eine Meta-Analyse von Placebo-kontrollierten klinischen Studien zur Anwendung von Antidepressiva bei Erwachsenen mit psychiatrischen Störungen zeigte für Patienten unter 25 Jahren, die Antidepressiva einnahmen, ein erhöhtes Risiko für suizidales Verhalten im Vergleich zu Placebo.

Die Patienten und die sie betreuenden Personen müssen auf das mögliche Auftreten von Suizidalität im Rahmen einer antidepressiven Therapie aufmerksam gemacht werden. Sie müssen darauf hingewiesen werden, dass bei jeglichen Anzeichen einer klinischen Verschlechterung und ungewöhnlichen Verhaltensveränderungen sowie insbesondere bei Auftreten von Suizidgedanken oder suizidalem Verhalten der behandelnde Arzt kontaktiert werden muss.

Wegen der erwiesenen Komorbidität von Depression mit Zwangsstörungen, Panikstörungen, posttraumatischen Belastungsstörungen und sozialer Phobie gelten bei der Behandlung von Patienten mit solchen Störungen die gleichen Vorsichtsmassnahmen wie bei der Behandlung von Patienten mit Depression.

Um das Risiko einer Überdosierung in suizidaler Absicht zu verringern, sollte eine möglichst geringe, aber patientengerechte Menge an Filmtabletten verschrieben resp. abgegeben werden.

Risiko von suizidalem Verhalten bei Kindern und Jugendlichen

Sertralin wird nicht zur Behandlung einer Depression bei Patienten unter 18 Jahren empfohlen. In klinischen Studien mit Antidepressiva wurden Suizidalität (Suizidversuche und Suizidgedanken) sowie feindseliges Verhalten (vor allem aggressives und oppositionelles Verhalten sowie Wutanfälle) bei Kindern und Jugendlichen unter Antidepressiva häufiger als unter Placebo beobachtet. Auch bei Kindern mit Zwangsstörungen wurde vereinzelt über ein solches feindseliges Verhalten berichtet.

Aktivierung einer Manie/Hypomanie

In Studien traten bei ungefähr 0,4% der mit Sertralin behandelten Patienten hypomanische oder manische Zustände auf.

Epileptische Anfälle

Während der Studien zur Depression wurde bei drei von ungefähr 4000 Patienten (ca. 0,08%) über einen epileptischen Anfall berichtet. Im klinischen Entwicklungsprogramm für Panikstörungen wurden bei Patienten unter Sertralin keine epileptischen Anfälle beobachtet. Während des Entwicklungsprogramms für Zwangsstörungen erlitten vier von ungefähr 1800 Sertralin-exponierten Patienten (ca. 0,2%) epileptische Anfälle. Drei dieser Patienten waren Jugendliche, zwei davon litten unter einem Anfallsleiden, bei einem Patienten traten in der Familie epileptische Anfälle auf. Keiner der Patienten stand unter einer Therapie mit Antikonvulsiva.

Patienten mit kontrollierter Epilepsie sollen vorsichtig überwacht werden. Wenn epileptische Anfälle auftreten, muss die Behandlung mit Sertralin abgebrochen werden.

Sexuelle Funktionsstörungen

Selektive Serotonin Wiederaufnahme Hemmer (SSRIs) können zu sexuellen Funktionsstörungen führen (siehe «Unerwünschte Wirkungen»). Es wurde über Fälle von langanhaltenden Sexualfunktionsstörungen berichtet, bei denen die Symptome trotz Absetzen der Medikation mit SSRIs persistierten.

Hyponatriämie

Hyponatriämie kann als Folge einer Behandlung mit SSRIs (einschliesslich Sertralin) oder SNRIs auftreten. In vielen Fällen scheint die Hyponatriämie durch das Syndrom der inadäquaten Sekretion des antidiuretischen Hormons (Syndrome of inappropriate antidiuretic hormone secretion, SIADH) verursacht zu sein. Es wurden Fälle eines Serumspiegels unter 110 mmol/l berichtet. Bei älteren Patienten kann das Risiko einer Hyponatriämie unter SSRIs und SNRIs erhöht sein. Auch bei Patienten, welche Diuretika einnehmen oder aus anderen Gründen ein verringertes extrazelluläres Volumen aufweisen, kann das Risiko erhöht sein. Bei Patienten mit einer symptomatischen Hyponatriämie sollte ein Absetzen von Sertralin in Betracht gezogen und angemessene medizinische Massnahmen ergriffen werden. Symptome einer Hyponatriämie sind Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten, Gedächtnisstörungen, Verwirrtheit und Schwächegefühl, welches zu Stürzen führen kann. In schwereren und/oder akuten Fällen können auch Halluzinationen, Synkopen, Krampfanfälle, Koma, Atemstillstand und Tod auftreten.

Blutungsrisiko

Es gibt Berichte über anormale Blutungen bei Einnahme von SSRIs, die von Ekchymosen und Purpura, über gastrointestinale und gynäkologische Blutungen bis hin zu lebensbedrohlichen Ereignissen reichen. Bei Patienten, welche SSRIs einnehmen, ist Vorsicht geboten, vor allem bei gleichzeitiger Anwendung von Arzneimitteln, welche bekannterweise die Plättchenfunktion beeinträchtigen (z.B. atypische Antipsychotika und Phenothiazine, die meisten trizyklischen Antidepressiva, Acetylsalicylsäure und nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR)) sowie bei Patienten mit einer Blutgerinnungsstörung in der Anamnese.

SSRI/SNRI können das Risiko einer postpartalen Hämorrhagie erhöhen (siehe «Schwangerschaft, Stillzeit» und «Unerwünschte Wirkungen»).

Diabetes/reduzierte Glukosetoleranz

Fälle von neu auftretendem Diabetes mellitus wurde bei Patienten, welche mit SSRI einschliesslich Sertralin behandelt wurden, berichtet. Zudem liegen Berichte über eine gestörte Glukosetoleranz einschliesslich Hyperglykämie oder Hypoglykämie bei Patienten mit oder ohne vorbestehenden Diabetes vor. Die Patienten sollten daher bezüglich möglicher Hinweise von Blutzuckerschwankungen überwacht werden. Insbesondere sollten Diabetiker ihre Blutzuckerwerte sorgfältig überwachen, da die Dosierung von Insulin und/oder oralen Antidiabetika möglicherweise angepasst werden muss.

Knochenfrakturen

In epidemiologischen Studien, die hauptsächlich mit Patienten durchgeführt wurden, die 50 Jahre oder älter waren, wurde bei denen, die mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Inhibitoren (SSRI), einschliesslich Sertralin, oder tricyclischen Antidepressiva (TCA) behandelt wurden, ein erhöhtes Fraktur-Risiko beobachtet. Der Mechanismus, der zu diesem Risiko führt, ist nicht bekannt.

Leberinsuffizienz

Sertralin wird umfassend in der Leber metabolisiert. Eine pharmakokinetische Studie mit wiederholter Dosierung zeigte, dass die Halbwertszeit bei Patienten mit Leberinsuffizienz der Klassen Child-Pugh Class A und B verlängert und die AUC und Cmax im Vergleich zu gesunden Probanden ungefähr dreimal höher sind. Die Plasmaproteinbindung war zwischen den beiden Gruppen nicht signifikant unterschiedlich. Die Anwendung von Sertralin bei Patienten mit Lebererkrankung soll mit Vorsicht erfolgen. Bei Patienten mit leichter bis mässiger Leberinsuffizienz (Child-Pugh Class A oder B) sollte die Dosis mindestens um die Hälfte reduziert werden (siehe «Dosierung/Anwendung – Spezielle Dosierungsanweisungen»). Bei Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz (Child-Pugh Class C) darf Sertralin nicht angewendet werden (siehe «Kontraindikationen»).

Niereninsuffizienz

Da Sertralin umfassend in der Leber metabolisiert wird, ist die Ausscheidung der unveränderten Substanz im Urin von untergeordneter Bedeutung.

Bei Patienten mit Niereninsuffizienz wird aber empfohlen, diese mit Vorsicht zu behandeln (siehe auch «Pharmakokinetik – Kinetik spezieller Patientengruppen»).

Engwinkelglaukom

SSRIs einschliesslich Sertralin können einen Effekt auf die Pupillengrösse haben und zu Mydriasis führen. Der mydriatische Effekt hat das Potential, den Augenwinkel zu verengen, was insbesondere bei prädisponierten Patienten zu einem erhöhten intraokulären Druck und zu einem Engwinkelglaukom führen kann. Daher sollte Sertralin bei Patienten mit Engwinkelglaukom oder anamnestischem Glaukom mit Vorsicht angewendet werden.

Abhängigkeit

In einer Placebo-kontrollierten, doppelblinden, randomisierten Studie zum Vergleich des Missbrauchspotentials von Sertralin, Alprazolam und D-Amphetamin induzierte Sertralin im Gegensatz zu den anderen beiden Substanzen keine subjektiv-positiven Effekte, wie z.B. Euphorie, die auf ein Missbrauchspotential hindeuten würden. Vor der Markteinführung von Sertralin zeigte die klinische Erfahrung keinerlei Tendenz für ein Entzugssyndrom oder ein «drug seeking behavior» (z.B. Einholen von Rezepten von mehreren Ärzten). In Tierstudien zeigt Sertralin ebenfalls kein den Stimulantien oder Barbituraten (sedierend) ähnliches Missbrauchspotential.

Wie bei jedem ZNS-aktiven Arzneimittel sollte der Arzt die Anamnese hinsichtlich Arzneimittelmissbrauchs sorgfältig überprüfen und den Patienten ggf. auf Zeichen einer missbräuchlichen Anwendung von Sertralin überwachen (z.B. Toleranzentwicklung, Dosiserhöhung, «drug seeking behavior»).

Therapieumstellung von anderen SSRIs, Antidepressiva oder Arzneimitteln gegen Zwangsstörungen

Es gibt wenig Erfahrung aus kontrollierten, klinischen Studien bezüglich des optimalen Zeitpunktes eines Wechsels von anderen SSRIs, Antidepressiva oder Arzneimitteln gegen Zwangsstörungen zu Sertralin. Vor allem der Wechsel von einem langwirksamen Antidepressivum erfordert eine sorgfältige medizinische Abwägung.

Die allenfalls nötige behandlungsfreie Zwischenphase beim Wechsel von einem anderen SSRI zu Sertralin wurde nicht bestimmt.

Elektrokrampftherapie

Es gibt keine klinischen Studien zu Nutzen und Risiko einer kombinierten Anwendung der Elektrokrampftherapie und Sertralin.

Absetzen der Therapie

Ein abruptes Absetzen von Sertralin kann zu Symptomen wie Schwindel, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Parästhesien, Erregung, Angst, Verwirrtheit, Tremor, Übelkeit und Schwitzen führen. Um dies zu vermeiden, wird ein Ausschleichen der Therapie während ein bis zwei Wochen empfohlen. Die beschriebenen Symptome sind nicht Zeichen einer Suchtentwicklung.

Anaphylaktische Reaktionen

Nach Anwendung von SSRIs wurde über akute allergische Reaktionen (z.B. Urtikaria, Bronchospasmus, Angioödeme) berichtet.

Anwendung bei Kindern und Jugendlichen

Die Langzeitsicherheit hinsichtlich der kognitiven, emotionalen, körperlichen und pubertären Reifung bei Kindern und Jugendlichen von 6 bis 16 Jahren wurde in einer Langzeit-Beobachtungsstudie über einen Zeitraum von bis zu 3 Jahren untersucht (siehe «Eigenschaften/Wirkungen – Klinische Wirksamkeit»). Pädiatrische Patienten sind bei einer Langzeitbehandlung auf Wachstums- und Entwicklungsanomalien zu überwachen.

Anwendung bei älteren Patienten

Mehr als 500 ältere Patienten (>65 Jahre) wurden in klinischen Studien behandelt, wobei die Wirksamkeit von Sertralin auch bei dieser Patientengruppe nachgewiesen werden konnte.

Art und Häufigkeit der unerwünschten Wirkungen bei älteren Patienten waren vergleichbar jenen bei jüngeren Patienten.

Generelles

Um das Risiko einer Überdosierung auf ein Minimum zu reduzieren, sollte die kleinstmögliche Menge verschrieben werden.

Lactose

Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, völligem Lactase-mangel oder Glucose-Galactose Malabsorption sollten dieses Arzneimittel nicht anwenden.

Natrium

Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Filmtablette, d.h. es ist nahezu «natriumfrei».

Interaktionen

Pharmakokinetische Interaktionen

Einfluss anderer Arzneimittel auf die Pharmakokinetik von Sertralin

Inhibitoren der Cytochrom P450 (CYP-)Enzyme: Die gleichzeitige Gabe von Inhibitoren der CYP-Enzyme könnte die Plasmaspiegel von Sertralin erhöhen.

Bei gleichzeitiger Verabreichung von Cimetidin und Sertralin stiegen die AUC von Sertralin durchschnittlich um 50%, die Cmax um 24% und die t½ um 26% an. Die klinische Bedeutung dieser pharmakokinetischen Interaktion ist unbekannt.

Für Patienten, die mit Cimetidin oder anderen Wirkstoffen therapiert werden, welche als Inhibitoren sowohl von CYP2D6 als auch von CYP3A4/5 bekannt sind, wird eine strenge Kontrolle der Sertralin-Dosierung empfohlen.

CYP3A4-Induktoren: Die gleichzeitige Gabe von CYP3A4-Induktoren (wie z.B. Phenytoin) kann möglicherweise die Plasmaspiegel von Sertralin reduzieren.

CYP2B6- und CYP3A4-Induktor: Die gleichzeitige Verabreichung von Sertralin mit Metamizol, das ein Induktor von metabolisierenden Enzymen wie CYP2B6 und CYP3A4 ist, kann zu einer Reduktion der Plasmakonzentrationen von Sertralin führen, was eine potenzielle Abnahme der klinischen Wirksamkeit zur Folge haben kann. Daher ist bei gleichzeitiger Verabreichung von Metamizol und Sertralin Vorsicht angezeigt; das klinische Ansprechen und/oder die Arzneimittelspiegel sollten angemessen überwacht werden.

Einfluss von Sertralin auf die Pharmakokinetik anderer Arzneimittel

Arzneimittel, die durch CYP2D6 metabolisiert werden: Zahlreiche Antidepressiva, z.B. SSRIs (einschliesslich Sertralin) und die meisten trizyklischen Antidepressiva, hemmen die biochemische Aktivität des Arzneimittel-metabolisierenden Iso-Enzyms CYP2D6 (Debrisoquin-Hydroxylase). Dadurch können die Plasmakonzentrationen von gleichzeitig verabreichten Arzneimitteln, welche primär durch CYP2D6 metabolisiert werden, erhöht werden. Die Stärke der Inhibition des Isoenzyms CYP2D6 unterscheidet sich zwischen den verschiedenen Antidepressiva. Deren klinische Bedeutung hängt vom Grad der Hemmung und der therapeutischen Breite des gleichzeitig verabreichten Arzneimittels ab. Bei trizyklischen Antidepressiva wie Clomipramin und Desipramin sowie Klasse-1C-Antiarrhythmika wie Propafenon und Flecainid handelt es sich um CYP2D6-Substrate mit einer engen therapeutischen Breite.

In Interaktionsstudien zeigten Probanden, welche längere Zeit täglich 50 mg Sertralin eingenommen hatten, nur eine geringfügige Erhöhung der «Steady-State»-Plasmakonzentration von Desipramin (einem Marker der CYP2D6 Isoenzym-Aktivität) um 23-37%.

CYP3A4-Substrate: In Interaktionsstudien wurde der Metabolismus von Carbamazepin oder Terfenadin durch eine chronische Verabreichung von täglich 200 mg Sertralin nicht gehemmt. Die chronische Verabreichung von täglich 50 mg Sertralin hemmte ausserdem den über CYP3A3/4 vermittelten Metabolismus von Alprazolam nicht. Die Resultate dieser Studien deuten darauf hin, dass Sertralin kein klinisch relevanter Inhibitor von CYP3A3/4 ist.

CYP2C9-Substrate: Das Fehlen klinisch relevanter Auswirkungen einer längerfristigen Gabe von täglich 200 mg Sertralin auf die Plasmakonzentration von Phenytoin lässt darauf schliessen, dass Sertralin CYP2C9 nicht klinisch relevant inhibiert.

Bei Neueinleitung einer Behandlung mit Sertralin wird jedoch trotzdem eine Kontrolle der Phenytoinspiegel empfohlen.

CYP2C19-Substrate: Das Fehlen klinisch relevanter Auswirkungen einer längerfristigen Gabe von täglich 200 mg Sertralin auf die Plasmakonzentration von Diazepam lässt darauf schliessen, dass Sertralin CYP2C19 nicht klinisch relevant inhibiert.

CYP1A2-Substrate: In vitro-Studien deuten darauf hin, dass Sertralin nur ein geringes Potential zur Hemmung von CYP1A2 aufweist.

CYP2C-Substrate: Sertralin ist ein schwacher Hemmstoff der CYP2C Subfamilie.

Pimozid: In einer Studie wurden nach einer niedrigen Einzeldosis Pimozid (2 mg) bei gleichzeitiger Verabreichung von Sertralin erhöhte Pimozid-Spiegel gemessen. Diese erhöhten Spiegel waren nicht mit Änderungen im Elektrokardiogramm (EKG) assoziiert. Der Mechanismus dieser Interaktion ist unbekannt. Die gleichzeitige Verabreichung von Sertralin und Pimozid ist aufgrund der engen therapeutischen Breite von Pimozid kontraindiziert (siehe «Kontraindikationen»).

Interaktionen am p-Glykoprotein: Bei gleichzeitiger Verabreichung von Digoxin mit Sertralin (200 mg/Tag) wurden in klinischen Studien keine Interaktionen beobachtet.

Interaktionen an der Proteinbindung: Proteinbindende Arzneimittel: Da Sertralin an Plasmaproteine gebunden wird, muss eine mögliche Interaktion mit anderen plasmaproteinbindenden Arzneimitteln in Betracht gezogen werden (Diazepam, Tolbutamid und Warfarin).

Pharmakodynamische Interaktionen

MAO-Hemmer: Sertralin darf nicht zusammen mit MAO-Hemmern oder innerhalb von 14 Tagen nach Beendigung einer Therapie mit MAO-Hemmern verabreicht werden (siehe «Kontraindikationen» und «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).

Sumatriptan: Aus der Post-Marketing Überwachung liegen seltene Meldungen über Patienten vor, die nach Einnahme von Sertralin und Sumatriptan an Schwäche, Hyperreflexie, verminderter Koordinationsfähigkeit, Verwirrtheit, Angst und Agitation gelitten haben. Diese Symptomatik weist auf ein Serotonin-Syndrom hin. Wenn die gleichzeitige Anwendung von Sertralin und Sumatriptan klinisch gerechtfertigt ist, wird eine angemessene Überwachung der Patienten empfohlen (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen – Andere serotoninerge Arzneimittel»).

Andere serotoninerge Arzneimittel: Andere serotoninerge Arzneimittel (z.B. andere SSRIs, SNRIs, Lithium, Triptane, L-Tryptophan, Buprenorphin, Johanniskraut (Hypericum perforatum)) sollten nur mit Vorsicht zusammen mit Sertralin verabreicht werden. Wenn immer möglich sollte ganz auf eine solche Kombination verzichtet werden (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen – Serotonin-Syndrom oder malignes neuroleptisches Syndrom und andere serotoninerge Arzneimittel»).

Lithium: In einer placebo-kontrollierten Studie an gesunden Probanden wurden die pharmakokinetischen Parameter von Lithium durch gleichzeitige Einnahme von Sertralin nicht signifikant verändert. Hingegen kam es in der Sertralin-Gruppe im Vergleich zur Placebo-Gruppe häufiger zu Tremor, was auf eine mögliche pharmakodynamische Interaktion hinweist. Wie mit anderen SSRIs ist Vorsicht geboten und die Patienten sind dementsprechend zu überwachen, wenn Sertralin gleichzeitig mit Arzneimitteln angewendet wird, die durch serotoninerge Mechanismen wirken können, wie z.B. Lithium (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen – Andere serotoninerge Arzneimittel»).

Seit der Markteinführung wurden in Einzelfällen Erhöhungen des Lithiumspiegels unter Therapie mit Sertralin festgestellt, wobei der Mechanismus nicht klar ist.

ZNS-Sedativa und Alkohol: Die gleichzeitige Verabreichung von Sertralin (200 mg/Tag) potenzierte die Wirkung von Alkohol, Carbamazepin, Haloperidol oder Phenytoin auf die kognitive und psychomotorische Leistungsfähigkeit gesunder Probanden nicht. Trotzdem wird die Einnahme von Sertralin zusammen mit Alkohol nicht empfohlen.

Coumarine: Die gleichzeitige Verabreichung von Sertralin (200 mg/Tag) mit Warfarin führte zu einer geringen, jedoch statistisch signifikanten Erhöhung der Prothrombinzeit (um 7.9%). Die klinische Bedeutung ist unbekannt. Zu Beginn oder am Ende einer Sertralin-Therapie sollte die Prothrombinzeit sorgfältig überwacht werden.

Atenolol: Sertralin hat keinen Einfluss auf die beta-adrenerg blockierende Wirkung von Atenolol.

Glibenclamid: Bei gleichzeitiger Verabreichung von Glibenclamid mit Sertralin (200 mg/Tag) wurden in klinischen Studien keine Interaktionen beobachtet.

Postmarketing-Erfahrung

Seit der Markteinführung gab es isolierte, spontane Meldungen unerwünschter Ereignisse, die möglicherweise im Zusammenhang mit Arzneimittelinteraktionen stehen. Es ist allerdings nicht klar, ob diese unerwünschten Ereignisse auf die Sertralin-Therapie, auf eine Arzneimittelinteraktion zwischen Sertralin und einer der nachfolgend aufgeführten Substanzen oder auf andere Ursachen zurückzuführen sind: Amiodaron, Bupropion, Clonazepam, Digoxin, Dihydroergotamin, Hydroxychloroquin, Ibuprofen, Lachgas, Methylphenidat, Metoclopramid, Naproxen, Paracetamol, Paroxetin, Phenobarbital, Phenytoin, Propranolol, Zolpidem.

Klinische Studien haben jedoch keine klinisch relevanten Effekte einer chronischen Verabreichung von 200 mg Sertralin täglich auf die Plasmakonzentration von Phenytoin (siehe oben) und keine Interaktion zwischen 200 mg Sertralin täglich und Digoxin gezeigt.

Schwangerschaft, Stillzeit

Schwangerschaft

Sertralin soll bei Frauen im gebärfähigen Alter nur bei zwingender Indikation angewendet und eine geeignete Kontrazeptionsmethode eingesetzt werden.

Es liegen keine kontrollierten klinischen Studien bei schwangeren Frauen vor. Reproduktionsstudien bei Ratten und Kaninchen ergaben keinen Anhalt für eine Teratogenität, jedoch wurde eine Verzögerung der fetalen Ossifikationen beobachtet. Diese Störungen sind wahrscheinlich auf toxische Wirkungen beim Muttertier zurückzuführen.

Da unter einem anderen selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer das Risiko von Frühgeburten und anderen perinatalen Komplikationen im letzten Trimenon erhöht war, ist grundsätzlich auch bei Sertralin mit dieser Möglichkeit zu rechnen. In Fällen, wo Sertralin bzw. andere selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer während der Schwangerschaft und Stillzeit verwendet wurden, traten bei einigen Neugeborenen folgende Absetzsymptome auf: Ess- und Schlafstörungen, Atmungsschwierigkeiten, Krampfanfälle, Temperaturschwankungen, Hypoglykämie, Tremor, anormaler Muskeltonus, Hyperreflexie, Emesis, anormale Irritabilität und anhaltendes Weinen.

Eine SSRI-Exposition in der späten Schwangerschaft kann das Risiko für eine persistierende pulmonale Hypertonie beim Neugeborenen (PPHN) erhöhen. PPHN tritt in der Gesamtbevölkerung bei 1–2 pro 1000 Lebendgeburten auf und ist assoziiert mit einer erheblichen neonatalen Morbidität und Mortalität. In einer retrospektiven Fall-Kontroll-Studie an 377 Frauen, deren Kinder mit PPHN geboren wurden, und 836 Frauen mit gesund geborenen Kindern, war das Risiko für eine PPHN etwa 6-mal höher bei Säuglingen, deren Mütter nach den ersten 20 Wochen der Schwangerschaft SSRIs angewendet hatten, gegenüber solchen, deren Mütter keine Antidepressiva einnahmen. In einer prospektiven Populationsstudie an 831'324 Säuglingen, die zwischen 1997 und 2005 in Schweden geboren wurden, betrug das relative Risiko (RR) für eine PPHN 2.4 (95% CI 1.2-4.3) bei mütterlicher Anwendung von SSRIs in der «frühen Schwangerschaft». In der Subgruppenanalyse mit Kombination einer SSRI-Einnahme in der «frühen Schwangerschaft» und einer Verschreibung von SSRIs in der «späteren Schwangerschaft» lag das RR für eine PPHN bei 3.6 (95% CI 1.2–8.3).

Beobachtungsdaten weisen auf ein erhöhtes Risiko (weniger als das 2-fache) für eine postpartale Hämorrhagie infolge Exposition gegenüber SSRI/SNRI innerhalb des Monats vor der Geburt hin (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» und «Unerwünschte Wirkungen»).

Stillzeit

Sertralin wird in die Muttermilch ausgeschieden. Falls eine Behandlung mit Sertralin notwendig ist, soll abgestillt werden.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Pharmakodynamische Studien haben gezeigt, dass Sertralin die psychomotorischen Fähigkeiten in der Regel nicht beeinflusst. Da Sertralin jedoch Schläfrigkeit und Schwindel hervorrufen kann, ist beim Führen eines Fahrzeuges oder beim Bedienen von Maschinen Vorsicht zu empfehlen. Die Patienten sollten auf diese Gefahr entsprechend aufmerksam gemacht werden.

Unerwünschte Wirkungen

Die nachfolgend aufgeführten unerwünschten Wirkungen stammen aus klinischen Studien zu Depression, Zwangsstörung, Panikstörung, posttraumatischer Belastungsstörung und sozialer Angststörung mit insgesamt über 3000 Patienten. Die am häufigsten berichteten unerwünschten Ereignisse waren Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen und Übelkeit.

Das in den doppelblinden, Placebo-kontrollierten Studien allgemein beobachtete Profil unerwünschter Wirkungen bei Patienten mit Zwangsstörung, Panikstörung, chronischer posttraumatischer Belastungsstörung und sozialer Phobie war ähnlich wie jenes bei depressiven Patienten.

Nachfolgend sind im klinischen Studienprogramm aufgetretene unerwünschte Wirkungen aufgelistet, unabhängig von der Kausalität, geordnet nach Organsystem und Häufigkeit (sehr häufig (≥1/10), häufig (≥1/100, <1/10), gelegentlich (≥1/1000, <1/100), selten (≥1/10'000, <1/1000), sehr selten (<1/10'000)).

Zusätzlich werden unerwünschte Wirkungen aus der Post-Marketing Erfahrung angeführt: Die Post-Marketing Erfahrung umfasst unerwünschte und unerwartete Ereignisse, die unabhängig von ihrer Kausalität und mit unbekannter Inzidenz nach der Markteinführung unter der Anwendung von Sertralin aufgetreten sind. Sie sind in nachfolgender Auflistung mit (*) gekennzeichnet.

Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Selten: Leukopenie*, Thrombozytopenie*, anormaler Thrombozytenfunktionstest*.

Erkrankungen des Immunsystems

Gelegentlich: Überempfindlichkeitsreaktionen (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).

Selten: anaphylaktische Reaktionen.

Endokrine Erkrankungen

Selten: Hyperprolaktinämie*, inadäquate Ausschüttung von antidiuretischem Hormon* (SIADH), Hypothyreoidismus.

Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen

Häufig: Verminderter Appetit, gesteigerter Appetit*, Gewichtszunahme.

Gelegentlich: Gewichtsabnahme.

Selten: Hyponatriämie* (in einigen Fällen mit Symptomen eines Hirnödems bei SIADH), Hyperglykämie*, erhöhte Triglyzeridwerte im Blut*, Hypoglykämie, Diabetes mellitus, Hypercholesterinämie.

Psychiatrische Erkrankungen

Sehr häufig: Schlaflosigkeit (18.97%).

Häufig: Angst (einschliesslich Nervosität), Agitation, verminderte Libido, depressive Symptome (einschliesslich Apathie), Albträume*, Bruxismus.

Gelegentlich: Verwirrtheit, Suizidgedanken/suizidales Verhalten*, Aggression, euphorische Stimmung, Halluzinationen.

Selten: Psychotische Erkrankungen*.

Erkrankungen des Nervensystems

Sehr häufig: Kopfschmerzen (23.38%), Schwindel (10.71%).

Häufig: Schläfrigkeit, Tremor, Parästhesie, erhöhter Muskeltonus, Bewegungsstörungen (einschliesslich extrapyramidale Symptome wie Akathisie, Dystonie*, Hyperkinesie).

Gelegentlich: unwillkürliche Muskelkontraktionen, Hypästhesie, Geschmacksstörungen, Migräne, Synkope.

Selten: Krampfanfälle. Ebenfalls wurde über Symptome im Zusammenhang mit einem serotoninergen Syndrom* berichtet, in einigen Fällen verbunden mit der gleichzeitigen Einnahme von serotoninergen Arzneimitteln: Agitation, Verwirrtheitszustände, Diaphorese, Diarrhöe, Fieber, Hypertonie, Rigidität und Tachykardie, Koma (zum Teil kombiniert mit Hyponatriämie und SIADH).

Augenerkrankungen

Häufig: Sehstörungen.

Gelegentlich: Mydriasis, periorbitale Ödeme.

Selten: Diplopie, Photophobie, Glaukom.

Einzelfälle: Makulopathie.

Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths

Häufig: Tinnitus.

Herzerkrankungen

Häufig: Palpitationen, Thoraxschmerzen (in Einzelfällen mit EKG-Veränderungen).

Gelegentlich: Tachykardie.

Selten: Torsade de Pointes*, Verlängerung des QT-Intervalls im Elektrokardiogramm*.

Gefässerkrankungen

Häufig: Hitzewallungen.

Gelegentlich: Hypertonie, Blutungen.

Selten: Zerebrovaskulärer Spasmus* (einschliesslich reversibles zerebrales Vasokonstriktionssyndrom und Call-Fleming Syndrom).

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Häufig: Gähnen.

Gelegentlich: Dyspnoe, Epistaxis, Bronchospasmus.

Selten: Dysphonie, eosinophile Pneumonie.

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Sehr häufig: Nausea (22.05%), Diarrhoe (17.22%).

Häufig: Mundtrockenheit, Dyspepsie, abdominale Schmerzen, Obstipation, Erbrechen, Flatulenz.

Gelegentlich: Gastrointestinale Blutung.

Selten: Pankreatitis*.

Nicht bekannt: Mikroskopische Kolitis*.

Leber- und Gallenerkrankungen

Gelegentlich: Alaninaminotransferase erhöht, Aspartataminotransferase erhöht.

Selten: Leberschäden* (einschliesslich Hepatitis, Ikterus und Leberversagen).

Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes

Häufig: Hyperhidrose, Hautausschlag.

Gelegentlich: Pruritus, Purpura, Dermatitis*, Urtikaria, Hauttrockenheit, Alopezie.

Selten: Angioödem*, Lichtempfindlichkeitsreaktion (Photosensibilität)*, schwere exfoliative Hauterkrankungen wie z.B. Stevens-Johnson-Syndrom*, Erythema multiforma*, epidermale Nekrolyse*.

Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen

Häufig: Myalgie, Arthralgie.

Gelegentlich: Muskelkrämpfe.

Selten: Rhabdomyolyse, Trismus, Knochenfrakturen.

Erkrankungen der Nieren und Harnwege

Gelegentlich: Polyurie, Pollakisurie, Miktionsstörungen, Harninkontinenz, Harnverhalt, Hämaturie.

Selten: Enuresis*, Nykturie.

Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse

Häufig: Ejakulationsstörungen (einschliesslich Ejakulationsversagen und Ejakulationsverzögerung), Störungen der Sexualfunktion (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»), Menstruationsstörungen.

Selten: Galaktorrhoe, Gynäkomastie*, Priapismus.

Häufigkeit nicht bekannt: Postpartale Haemorrhagie**.

** Dieses Ereignis wurde für die therapeutische Klasse der SSRI/SNRI berichtet (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» und «Schwangerschaft, Stillzeit»).

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

Häufig: Müdigkeit, Unwohlsein, Fieber, Asthenie.

Gelegentlich: periphere Ödeme, Gangstörungen.

Selten: Gesichtsödem.

Entzugssymptome

Selten: Nach Absetzen von Sertralin wurde über folgende Symptome berichtet, die von der zugrundeliegenden Erkrankung nicht immer unterschieden werden können*: Agitation, Angst, Schwindel, Kopfschmerzen, Nausea, Schlafstörungen, Parästhesien.

Pädiatrische Population

Post-Marketing Sicherheitsstudie SPRITES

Um die Langzeitsicherheit einer Sertralin-Behandlung (mit und ohne Psychotherapie) gegenüber einer Psychotherapie allein hinsichtlich der kognitiven, emotionalen, körperlichen und pubertären Reifung zu evaluieren, wurde eine Post-Approval-Beobachtungsstudie an 941 Patienten im Alter von 6 bis 16 Jahren über einen Zeitraum von bis zu 3 Jahren durchgeführt. Diese Studie erfolgte in klinischen Praxissettings bei Kindern und Jugendlichen mit den Primärdiagnosen Zwangsstörung, Depression oder anderen Angststörungen, und evaluierte die Kognition [bewertet mit dem Trails B-Test und dem Metacognition Index aus dem Behavior Rating Inventory of Executive Function (BRIEF), der Verhaltens- und Emotionsregulierung (bewertet durch den Verhaltensregulations-Index aus dem BRIEF) und der physischen/pubertären Reifung (bewertet durch den standardisierten Grössen-/Gewichts-/Body-Mass-Index (BMI) und der Tanner-Klassifikation)]. Sertralin ist in der pädiatrischen Zielgruppe für Patienten mit Zwangsstörungen (OCD) nur ab einem Alter von 6 Jahren zugelassen (siehe «Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten»).

Die Standardisierung der auf Geschlechts- und Altersnormen basierenden Hauptzielkriterien zeigte, dass die Gesamtergebnisse mit einer normalen Entwicklung übereinstimmen. Es wurden keine statistisch signifikanten Unterschiede bei den Hauptzielkriterien beobachtet, mit Ausnahme des Gewichts. Ein statistisch signifikantes Ergebnis bezüglich des standardisierten Gewichts wurde in Vergleichsanalysen gefunden (stärkere Gewichtszunahme bei den mit Sertralin behandelten Patienten: nach 3 Jahren Behandlung mittlere Gewichtszunahme unter Sertralin 13.8 kg gegenüber 12.3 kg bei nicht pharmakotherapeutisch behandelten Patienten).

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Sertralin weist bei Überdosierung einen Sicherheitsspielraum auf, der von Patientencharakteristika sowie von der Begleitmedikation abhängt. Es liegen Berichte über eine Überdosierung bis zu 13.5 g ohne schwere Intoxikationssymptome vor. Es werden in der Literatur aber auch Patienten mit Krampfanfällen nach Ingestion von 500–1000 mg beschrieben. Nach Einnahme einer Überdosis Sertralin alleine oder in Kombination mit anderen Arzneimitteln und/oder Alkohol traten Todesfälle auf. Besondere Vorsicht ist bei Kombinationsintoxikationen mit anderen serotoninerg wirkenden Substanzen (z.B. trizyklischen Antidepressiva) angebracht, da hier schwere Verläufe im Rahmen eines Serotonin Syndroms auftreten können.

Anzeichen und Symptome

Mögliche Intoxikationssymptome sind Mundtrockenheit, Übelkeit, Erbrechen, Mydriasis, Benommenheit, Schwindel, Tremor, Somnolenz, Agitation, Krampfanfälle, extrapyramidale Symptome sowie Tachykardie, arterielle Hypo- oder Hypertonie und EKG-Veränderungen (QT-Verlängerung, Torsade de Pointes) (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» und «Eigenschaften/Wirkungen – Klinische Wirksamkeit»). In seltenen Fällen wurden Halluzinationen, Hyperthermie, CK-Erhöhung, Hyponatriämie und Koma beschrieben.

Behandlung

Ein spezifisches Antidot für Sertralin gibt es nicht. Eine Überwachung der Vigilanz, der Herz-Kreislauf-Funktionen und der Körpertemperatur sowie allgemeine symptomatische und supportive Massnahmen werden empfohlen. Die Atemwege sollen freigehalten werden, eine angemessene Sauerstoffzufuhr muss gesichert sein und falls notwendig soll beatmet werden. Werden schwere Symptome erwartet, sollte in der ersten Stunde nach Ingestion beim wachen Patienten 1 g/kg Körpergewicht Aktivkohle verabreicht werden. Induziertes Erbrechen wird nicht empfohlen. Als spezifische Massnahme kann bei extrapyramidalen Symptomen Biperiden eingesetzt werden.

Aufgrund des grossen Verteilungsvolumens von Sertralin sind Hämodialyse oder -perfusion unwirksam. Es gibt Hinweise, dass die intravenöse Verabreichung einer Lipidinfusion bei lebensbedrohlichen Symptomen wirksam sein könnte.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code

N06AB06

Wirkungsmechanismus/Pharmakodynamik

Sertralin hemmt in vitro die neuronale Wiederaufnahme von Serotonin (5-Hydroxytryptamin oder 5-HT). Klinisch relevante Dosen von Sertralin hemmen die Serotonin-Aufnahme in die menschlichen Thrombozyten.

Sertralin hat in vitro keine Affinität zu den cholinergen, serotoninergen, dopaminergen, adrenergen, histaminergen, Gamma-Aminobuttersäure (GABA)- oder Benzodiazepin-Rezeptoren.

Im Tierversuch zeigte Sertralin keine stimulierende, sedative, anticholinerge oder kardiotoxische Wirkung.

Nach Einnahme von Sertralin über längere Zeit kam es im Tierexperiment zu einer verminderten Empfindlichkeit (down regulation) der noradrenergen Rezeptoren im Gehirn. Dies wurde auch bei anderen klinisch wirksamen Arzneimitteln, die zur Behandlung von Depressionen, Zwangs- und Panikstörungen eingesetzt werden, beobachtet.

Kontrollierte Studien zeigten, dass Sertralin weder sedierend wirkt noch das psychomotorische Verhalten beeinflusst. Im Einklang mit der selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmung verstärkt Sertralin die catecholaminerge Aktivität nicht.

Klinische Wirksamkeit

Klinische Studien

Elektrokardiophysiologie

In einer eigenen Placebo- und Moxifloxazin-kontrollierten Phase-1-Studie wurden die Effekte von Sertralin auf die kardiale Repolarisation im Steady-State bei supratherapeutischen Expositionen (Behandlung mit 400 mg/Tag, was dem Doppelten der empfohlenen Tagesdosierung entspricht) an gesunden Probanden geprüft (QTc Studie). Unter Sertralin lag die Obergrenze des zweiseitigen 90% Konfidenzintervalls der zeitangepassten, mittleren Least Square QTcF Abweichung zwischen Sertralin und Placebo (11.666 msec) höher als der vorgegebene Schwellenwert von 10 msec zum Zeitpunkt 4 h nach Verabreichung. Die Expositions-Response-Analyse deutete auf eine leichte positive Korrelation zwischen dem QTcF Wert und den Sertralin Plasmakonzentrationen [0.036 msec/(ng/ml); p<0.0001] hin. Wenn man vom Expositions-Response Modell ausgeht, liegt der Schwellenwert für eine klinisch signifikante QTcF Verlängerung (entsprechend einer Überschreitung des vorgegebenen 90% Konfidenzintervalls von 10 msec) mindestens beim 2.6-fachen der Durchschnitts-Cmax (86 ng/ml) nach Einnahme der empfohlenen Höchstdosis von Sertralin (200 mg/Tag), siehe dazu auch «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen», «Unerwünschte Wirkungen» und «Überdosierung».

Pharmakokinetik

Im Bereich von 50-200 mg Sertralin verhalten sich die pharmakokinetischen Parameter proportional zur Dosis.

Absorption

Nach 14 Tagen wurden bei einer einmal täglichen oralen Dosierung von 50-200 mg Sertralin maximale Plasmakonzentrationen (Cmax) 4,5 bis 8,4 Stunden nach Einnahme gemessen. Nach einer einmaligen Einnahme von 50 mg Sertralin lag die maximale Plasmakonzentration bei durchschnittlich 12 ng/ml.

Nahrungsaufnahme hat keinen nennenswerten Einfluss auf die Bioverfügbarkeit der Filmtabletten.

Steady State: Übereinstimmend mit der terminalen Eliminationshalbwertszeit kommt es zu einer ungefähr zweifachen Akkumulation bis zur «Steady-State»-Konzentration, welche bei einmal täglicher Einnahme nach ungefähr einer Woche erreicht wird.

Distribution

Ungefähr 98% der zirkulierenden Substanz werden an Plasmaproteine gebunden.

Anhand von Tierstudien konnte gezeigt werden, dass Sertralin ein grosses Verteilungsvolumen aufweist.

Metabolismus

Die Metabolisierung von Sertralin erfolgt über die P450-Isoenzyme CYP2D6 und CYP3A4. Sertralin ist ein schwacher Inhibitor von CYP2D6 und CYP3A4.

Ein grosser Teil von Sertralin unterliegt dem «First-Pass»-Metabolismus in der Leber. N-Desmethylsertralin, der Hauptmetabolit im Plasma, ist in vitro bedeutend weniger wirksam als Sertralin (ungefähr 20-mal). In in-vivo-Modellen für Depression zeigte N-Desmethylsertralin ebenfalls eine deutlich geringere Wirkung im Vergleich zu Sertralin.

Sertralin und N-Desmethylsertralin werden umfassend durch oxidative Desaminierung und anschliessende Reduktion, Hydroxylierung und Glucuronid-Konjugation metabolisiert.

Elimination

Die durchschnittliche Halbwertszeit von Sertralin variiert bei jungen und älteren Männern und Frauen zwischen 22 und 36 Stunden.

Die terminale Plasma-Eliminationshalbwertszeit von N-Desmethylsertralin beträgt 62 bis 104 Stunden. Die Metaboliten werden zu gleichen Teilen im Urin und im Stuhl ausgeschieden. Weniger als 0,2% der applizierten Dosis werden renal als unverändertes Sertralin ausgeschieden.

Kinetik spezieller Patientengruppen

Leberfunktionsstörungen

Sertralin wird umfassend in der Leber metabolisiert. In einer pharmakokinetischen Studie zeigten Patienten mit einer leichten stabilen Zirrhose bei Mehrfachdosierung eine verlängerte Eliminationshalbwertszeit und erhöhte AUC-Werte im Vergleich zu gesunden Probanden (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).

Nierenfunktionsstörungen

Die Ausscheidung der unveränderten Substanz im Urin ist von untergeordneter Bedeutung.

In einer kontrollierten Studie an 42 Patienten mit leichter bis mässiger Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance 30-60 ml/min) oder mässiger bis schwerer Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance 10-29 ml/min) waren die pharmakokinetischen Parameter (AUC0-24 und Cmax) nach Mehrfachdosierung gegenüber der Kontrollgruppe nicht signifikant erhöht und die Halbwertszeiten waren ähnlich. Bei Patienten unter Hämodialyse kam es dagegen zu einer Verringerung der genannten Parameter. In allen untersuchten Gruppen gab es keine Unterschiede bezüglich der Plasmaproteinbindung im Vergleich zur Kontrollgruppe.

Ältere Patienten

Die Pharmakokinetik bei älteren Patienten ist ähnlich jener bei jüngeren Patienten, allerdings kann die Plasmaclearance bei älteren Patienten erniedrigt sein.

Kinder (6-12 Jahre)

Das pharmakokinetische Profil von Sertralin bei Kindern mit Zwangsstörungen ist vergleichbar jenem bei Erwachsenen (obwohl Kinder Sertralin etwas schneller metabolisieren). Bei Kindern bis zu 12 Jahren zeigte sich bei Dosierung ohne Gewichtsadaptation eine signifikante Erhöhung der Cmax. Daher kann es ratsam sein Kindern im Alter von 6-12 Jahren aufgrund des niedrigeren Körpergewichtes tiefere Dosen zu verabreichen, um zu hohe Plasmaspiegel zu vermeiden (siehe «Dosierung/Anwendung»).

Jugendliche (13-17 Jahre)

In klinischen Studien war das pharmakokinetische Profil von Sertralin bei depressiven und zwangsneurotischen Patienten im Alter von 13 bis 17 Jahren ähnlich jenem bei Erwachsenen.

Präklinische Daten

Umfangreiche Langzeitstudien zur Sicherheit bei Tieren zeigen, dass Sertralin bei Dosierungen, welche einem Mehrfachen der klinisch wirksamen Dosierungen entsprechen, im Allgemeinen gut vertragen wird. Es wurde auch gezeigt, dass Sertralin über keine mutagene Wirkungen verfügt.

Reproduktionsstudien bei Ratten und Kaninchen zeigten keine Anhaltspunkte für eine Teratogenität, jedoch wurde bei Dosen (mg/kg) von ungefähr 2,5-10-mal der maximalen Tagesdosis beim Menschen unter Sertralin eine Verzögerung der fetalen Ossifikation beobachtet. Diese Störungen sind wahrscheinlich auf toxische Wirkungen beim Muttertier zurückzuführen.

Bei mütterlicher peri- und postnataler Einnahme niedriger Dosen (mg/kg ungefähr 5-mal maximale Dosis beim Menschen) nahm das neonatale Überleben ab. Eine ähnliche Wirkung auf das neonatale Überleben wurde auch für andere Antidepressiva beschrieben. Die klinische Bedeutung dieser Wirkung ist unbekannt.

Studien an heranwachsenden Tieren

An heranwachsende Sprague-Dawley-Ratten wurden vom Tag 21 bis 56 postnatal tägliche orale Dosen von 0, 10, 40 oder 80 mg Sertralin pro kg verabreicht, gefolgt von einer Erholungsphase bis Tag 196 postnatal. Die Verabreichung von 80 mg/kg/Tag Sertralin führte zu vereinzelten Todesfällen, Dehydrierung, Chromorhinorrhoe, einer Reduktion der durchschnittlichen Gewichtszunahme und einer verringerten Futteraufnahme. Sowohl bei männlichen Tieren (bei 80 mg/kg/Tag) als auch bei weiblichen Tieren (bei ≥10 mg/kg/Tag) verzögerte sich die Geschlechtsreifung, ohne dass Reproduktionsendpunkte wie Paarung, Fertilität, Spermienparameter, Östruszyklus, oder ovarielle und uterine Parameter Sertralin-bedingte Auswirkungen erfuhren. Es ergaben sich ferner keine Sertralin-bedingten Auswirkungen auf Verhaltensparameter (Lernen und Gedächtnis, akustische Schreckreaktion und lokomotorische Aktivität) bei männlichen Tieren, wohingegen bei weiblichen Tieren ab 40 mg/kg/Tag eine Abschwächung der akustischen Schreckreaktion eintrat. Bezüglich der Femurlänge, des Hirngewichts sowie der makroskopischen und mikroskopischen pathologischen Befunde wurden keine Auswirkungen festgestellt. Alle vorstehend genannten Auswirkungen waren in der dosisfreien Erholungsphase der Studie reversibel. Der NOAEL-Wert (No Observed Adverse Effect Level) bei männlichen Tieren betrug 40 mg/kg/Tag (entsprechend etwa dem 10-fachen der therapeutischen Maximaldosis und einer Cmax von 262 ng/ml sowie einer AUC0-t bis 3170 ng h/ml am Tag 56 postnatal), während bei weiblichen Tieren kein NOAEL bestimmt werden konnte. In einer weiteren Studie an neonatalen Ratten bewirkte subkutan an den Tagen 1 bis 21 nach der Geburt verabreichtes Sertralin bereits im Bereich der therapeutischen Dosis Verzögerungen der physischen Entwicklung und einzelner Reflexe. Eine klinische Relevanz dieser Befunde ist nicht auszuschliessen.

Fertilitätsstudien bei Tieren

Eine deutliche Beeinträchtigung der Fertilität wurde in einer Fertilitätsstudie bei Ratten beobachtet bei einer Dosis von 80 mg/kg/d Sertralin, welche dem 4-fachen der therapeutischen Maximaldosis auf einer mg/m²-Basis entspricht. Die Ursache für die reduzierte Fertilität ist nicht bekannt. In einer weiteren Fertilitätsstudie (auch bei einer Dosis von 80 mg/kg/d) mit Ratten wurde hingegen keine Beeinträchtigung der Fertilität festgestellt. Die Relevanz für den Menschen ist unklar.

Sonstige Hinweise

Beeinflussung diagnostischer Methoden

Bei Patienten, die Sertralin einnahmen, wurde über falsch positive Urin Immunoassay-Screening Tests auf Benzodiazepine berichtet. Dies ist auf einen Mangel an Spezifität der Screeningtests zurückzuführen. Falsch positive Testresultate können bis mehrere Tage nach Absetzen von Sertralin auftreten. Bestätigungstests wie Gaschromatographie/Massenspektrometrie können Sertralin von Benzodiazepinen unterscheiden.

Haltbarkeit

Sertragen Filmtabletten dürfen nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.

Besondere Lagerungshinweise

Bei Raumtemperatur (15-25 °C) in der Originalpackung und ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.

Zulassungsnummer

56995 (Swissmedic).

Packungen

SERTRAGEN filmtabl 50 mg 100 stk, EFP 61.45, PP 87.05 [B, SL, SB 10%, G]

7 680569 950164

SERTRAGEN filmtabl 50 mg 10 stk, EFP 5.96, PP 15.05 [B, SL, SB 10%, G]

7 680569 950041

SERTRAGEN filmtabl 50 mg 30 stk, EFP 16.07, PP 34.90 [B, SL, SB 10%, G]

7 680569 950126

Zulassungsinhaberin

Streuli Pharma AG, Uznach.

Stand der Information

Oktober 2023.

Swisspeddose

Sertralin (PO) peroral
ATC-Code: N06AB06
Indikation: Angststörungen
Art der Anwendung: HARM

AlterGewichtDosierungTägliche WiederholungenMax. tägliche DosisBemerkung

6 Jahr(e) - 18 Jahr(e)

kg

12.5 - 25 mg/Dosis

1

Für 1 Woche.

6 Jahr(e) - 18 Jahr(e)

kg

25 - 200 mg/Dosis

1

200 mg/Tag

Langsame Aufdosierung gemäss klinischem Ansprechen.

Sertralin (PO) peroral
ATC-Code: N06AB06
Indikation: Depression
Art der Anwendung: HARM

AlterGewichtDosierungTägliche WiederholungenMax. tägliche DosisBemerkung

6 Jahr(e) - 18 Jahr(e)

kg

12.5 - 25 mg/Dosis

1

Für 1 Woche.

6 Jahr(e) - 18 Jahr(e)

kg

25 - 200 mg/Dosis

1

200 mg/Tag

Langsame Aufdosierung gemäss klinischem Ansprechen.

Sertralin (PO) peroral
ATC-Code: N06AB06
Indikation: Zwangsstörungen
Art der Anwendung: HARM

AlterGewichtDosierungTägliche WiederholungenMax. tägliche DosisBemerkung

6 Jahr(e) - 18 Jahr(e)

kg

12.5 - 25 mg/Dosis

1

Für 1 Woche.

6 Jahr(e) - 18 Jahr(e)

kg

25 - 200 mg/Dosis

1

200 mg/Tag

Langsame Aufdosierung gemäss klinischem Ansprechen.

SAPP: Schwangere

ATC-Code: N06AB06
Wirkstoff: Sertralin
Hauptindikation: Neurologische und psychiatrische Erkrankungen
Indikation: Depression
sappinfo Monographie

ApplikationsartTMD Trim 1TMD Trim 2TMD Trim 3Bemerkungen

peroral

keine Angaben

keine Angaben

keine Angaben

Dosisanpassung gemäss therapeutischem Drug Monitoring (TDM)

ATC-Code: N06AB06
Wirkstoff: Sertralin
Hauptindikation: Neurologische und psychiatrische Erkrankungen
sappinfo Monographie

ApplikationsartTMD Trim 1TMD Trim 2TMD Trim 3Bemerkungen

peroral

keine Angaben

keine Angaben

keine Angaben

Dosisanpassung gemäss therapeutischem Drug Monitoring (TDM)

SAPP: Stillende

ATC-Code: N06AB06
Wirkstoff: Sertralin
Hauptindikation: Neurologische und psychiatrische Erkrankungen
Indikation: Depression
sappinfo Monographie

ApplikationsartTMDBemerkungen

peroral

keine Angaben

Dosisanpassung gemäss therapeutischem Drug Monitoring (TDM)

ATC-Code: N06AB06
Wirkstoff: Sertralin
Hauptindikation: Neurologische und psychiatrische Erkrankungen
Indikation: Postpartale Depression
sappinfo Monographie

ApplikationsartTMDBemerkungen

peroral

200mg

Dosisanpassung gemäss therapeutischem Drug Monitoring (TDM)